Hasankeyf nähert sich dem Untergang

Die antike Stätte Hasankeyf in Nordkurdistan steht vor dem Untergang. Die Initiative zur Rettung von Hasankeyf spricht von „Tagen der Apokalypse“.

Die Initiative zur Rettung von Hasankeyf (kurdisch: Heskîf) hat eine Erklärung zur Zerstörung der antiken Stätte durch den türkischen Staat abgegeben. Demnach ist die Marktstraße mit Planierraupen und Baggern abgerissen worden. Die Abrissarbeiten dauern weiter an. Einige der Ladenbesitzer haben aus Protest ihre Geschäfte in Brand gesetzt. Der Gouverneur der Provinz Êlih (Batman) hat alle öffentlichen Aktivitäten in Heskîf verboten, um weitere Proteste zu unterbinden. Für Journalisten ist der Zugang zum Ort gesperrt. Journalisten, die früher zu Heskîf berichtet haben, werden juristisch belangt. Für Heskîf und das Tigris-Tal seien es „Tage der Apokalypse“, so die Initiative. Die Erklärung endete mit einem neuen Aufruf an die Welt, Heskîf zu retten.

Ende Juli hat die Flutung von Heskîf begonnen. Die Kulturstätte, deren Wurzeln bis in die Bronzezeit reichen, ist ein einmaliger Ort der Menschheitsgeschichte: Zwanzig östliche und westliche Kulturen haben hier ihre Spuren hinterlassen. 5.500 Höhlen, hunderte bisher entdeckte Monumente und eine faszinierende Verwobenheit mit Felsen und dem Tigris geben dem Ort globale Bedeutung. Nach Meinung von Experten erfüllen Heskîf und das umliegende Tigris-Tal - eines der letzten erhaltenen großen Flussökosysteme in der Türkei - neun von zehn Kriterien für eine Eintragung als UNESCO-Weltkulturerbe, und bilden die Lebensgrundlage für bis zu 100.000 Menschen. Doch nach dem Willen der türkischen Regierung soll die historische Stadt für das auf 50 Jahre Betriebsdauer angelegte Ilisu-Wasserkraftwerk, eines der weltweit umstrittensten Talsperren-Projekte, untergehen.