FFF-Leipzig: Solidarität mit Rojava!

Die Leipziger Ortsgruppe von Fridays for Future hat im Rahmen ihres wöchentlichen Schulstreiks in Solidarität mit Rojava demonstriert. „Denn auch wir kämpfen gegen Faschismus und für ein progressives Gesellschaftsmodell“, erklärten die Aktivisten.

Auch Fridays for Future in Leipzig zeigt sich solidarisch mit Rojava und verurteilt den Angriffskrieg der Türkei und ihren islamistischen Verbündeten gegen Nord- und Ostsyrien. Im Vorfeld hatte die FFF-Ortsgruppe bereits angekündigt, ihren wöchentlichen Schulstreik am gestrigen Freitag anlässlich des Welt-Kobanê-Tages dem Widerstand von Rojava zu widmen: „Genau wie die Menschen in Rojava kämpfen auch wir von Fridays For Future gegen Faschismus und für ein progressives Gesellschaftsmodell mit friedlichen und klimagerechten Grundsätzen. Klimagerechtigkeit kann es nur geben, wenn Frieden herrscht. Die Türkei beschießt und besetzt völkerrechtswidrig die nordsyrische Region Rojava. Unsere Solidarität gilt den Menschen vor Ort, die dem türkischen Angriff schutzlos ausgeliefert sind.“

An der Aktion in Leipzig nahmen auch Aktivist*innen der kurdischen Studierendenverbände YXK und JXK teil. Die Demonstration startete um 13 Uhr auf dem Augustusplatz und führte zunächst durch die Grimmaische Straße. Anschließend zogen die Teilnehmer*innen über den Markt und die Hainstraße bis zum Richard-Wagner-Platz. Immer wieder fielen dabei Parolen wie „Deutsche Waffen deutsches Geld, morden mit in aller Welt!“ und „Alle zusammen gegen den Faschismus!“ Auf einer abschließenden Kundgebung wurde eine Botschaft aus Rojava verlesen:

„Liebe Schülerinnen und Schüler von Fridays For Future, Merhaba, Assalmu Alaikum, begeistert haben wir die weltweiten Klimaproteste und -streiks im letzten Jahr zunächst verfolgt und dann, seit der Gründung von Fridays For Future Rojava im Mai dieses Jahres, auch an diesen teilgenommen. Mit Fridays For Future sind weltweit Jugendliche zusammengekommen, mit dem geteilten Verständnis, dass es in dieser Welt, in der die Natur immer weiter zerstört wird, nicht so weiter gehen kann!

Unsere Realität in Rojava, den kurdischen Gebieten Nordsyriens, unterscheidet sich von der Realität vieler anderer Orte, an denen es FFF-Ortsgruppen gibt. Seit 2012, bauen wir gemeinsam ein alternatives Gesellschaftsmodell auf – basierend auf den drei Grundprinzipien Frauenbefreiung, Ökologie und Radikaler Demokratie. In den letzten sieben Jahren sind überall basisdemokratische, selbstverwaltete und ökologische Projekte entstanden: Nachbarschaftsräte – Frauenhäuser – Bildungsakademien – ein alternatives, freies Schulsystem – Wirtschafts- und Landwirtsschafskooperativen und vieles mehr. Alle Bereiche des Lebens werden von Grund auf neu organisiert.

Früher wurde alles zentral aus der Hauptstadt Syriens Damaskus geregelt. Jetzt verwalten wir uns selber. In allen entstehenden Strukturen organisieren sich Frauen autonom, um ein Gegenpol zu den Machtstrukturen des Patriarchats zu setzen.

Dieses demokratische System war von Beginn an Angriffsziel von reaktionären Kräften. Zunächst die Al-Nusra-Front und dann der Islamische Staat griffen unsere Städte an und besetzten weite Teile des Landes. Doch über die letzten Jahre konnten wir uns von dieser grausamen Herrschaft befreien. Der Islamische Staat ist besiegt. Dabei ist der Islamische Staat kein Phänomen, das allein hier im Mittleren Osten entstanden ist. Viele der Dschihadisten kamen aus westlichen Ländern über die Türkei nach Syrien.

Aber auch mit dem Ende des IS hörten die Angriffe nicht auf. Anfang 2018 führte die Türkei einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und besetzt seitdem Efrîn – eine Region, die vorher unter Selbstverwaltung stand und als einer der sichersten Gebiete Syriens galt. Jetzt herrscht dort wieder die Gewalt! Viele von uns jungen Menschen waren aktiv an der Verteidigung beteiligt. Fast in jeder Familie gibt es Gefallene, die im Krieg mit dem Islamischen Staat und der Türkei.

Seit dem 9. Oktober 2019 greift die türkische Armee das Gebiet Rojava an. Überall schlagen Bomben ein durch Artillerie und Luftangriffe. Es kam schon zu vielen zivilen Opfern. Infrastruktur wie Staudämme und Elektrizitätsversorgung sind die ersten Ziele gewesen. Wie bereits in Efrîn, sind wir Zeugen eines abscheulichen Angriffskriegs auf das Leben, die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht aller Menschen und Völker.

Wenn die „demokratischen Großmächte“ dieser Erde (UN, EU, Deutschland, etc.) nicht umgehend eine Flugverbotszone in Nordsyrien errichten und ein absolutes Waffenembargo fordern, wird die Türkei den wohl größten Völkermord des 21. Jahrhunderts begehen.

In diesen schweren Stunden wenden wir uns euch, liebe Freundinnen und Freunde von Fridays For Future. Für uns gibt ist eine Lösung aus der ökologischen Krise und diese ist nur durch Selbstbestimmung möglich. Es braucht eine kooperative Form des Wirtschaftens, die nach den Bedürfnissen der Menschen und nicht dem Kapital ausgerichtet ist. Dafür steht die Revolution von Rojava.

Letzten Endes ist es die Liebe zur Menschlichkeit, zur Gerechtigkeit und Wahrheit, die uns Tag für Tag antreibt. Der Ruf der Freiheit erklingt bereits in vielen unterdrückten Völkern dieser Erde und richtet sich auch an euch. Zeigt Haltung, diskutiert über das Thema, lasst euch von den Medien nicht täuschen, geht auf die Straße!

Ihr seid die Jugend und ihr seid die Zukunft! Jede bedeutende Veränderung einer Gesellschaft wurde stets von der Jugendbewegung angeführt! Liebe Schülerinnen und Schüler, ihr definiert dieses Jahrhundert. Vergesst das nie!

So lange der Angriff anhält, wird es auf der ganzen Welt zu Aktionen der Solidarität und des Widerstands kommen. Gebündelt werden die Aktionen in der Kampagne #Riseup4Rojava.

Vielen Dank.“