Drei Umweltaktivisten in Pawe ums Leben gekommen

In der ostkurdischen Stadt Pawe sind am Sonntag drei Umweltaktivisten bei der Bekämpfung eines Waldbrands im Zagros-Gebirge ums Leben gekommen. Einem Augenzeugen zufolge soll ihr Fluchtweg von iranischen Pasdaran in Brand gesteckt worden sein.

In der ostkurdischen Stadt Pawe sind am Sonntag drei Umweltaktivisten bei der Bekämpfung eines Waldbrands in einem Schutzgebiet im Zagros-Gebirge ums Leben gekommen. Bei den Toten handelt es sich um Mokhtar Khandani, Gründungsmitglied der ostkurdischen Umweltorganisation Jiwa, sowie Bilal Amini und Yassin Karimi. Sie wurden bereits am Vortag in ihrer Heimatstadt Pawe beigesetzt.

Gegenüber der Menschenrechtsorganisation Kurdistan Human Rights Network (KHRN) äußerten Umweltschützer aus Pawe, dass es sich beim gestrigen Brand auf den Gipfeln Buzin und Merkheil um den zweiten innerhalb weniger Tage handelte. In beiden Fällen stehe Brandstiftung durch iranische Revolutionsgardisten (Pasdaran) im Rahmen von Militäroperationen in der Hewraman-Region, die im irakisch-iranischen Grenzgebiet liegt, im Raum. Das erste Feuer war am Donnerstag erfolgreich von den gestorbenen Aktivisten gelöscht worden.

Das Portal AvaToday zitierte einen Augenzeugen, wonach der Fluchtweg der Umweltschützer von iranischen Regimekräften mutwillig in Brand gesteckt worden sei. Mokhtar Khandani starb noch vor Ort, Bilal Amini und Yassin Karimi in einem Krankenhaus in Pawe. Die Wege in einen Großteil der Schutzgebiete im Zagros-Gebirge können nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Revolutionsgardisten passiert werden. Es ist denkbar und wäre nicht das erste Mal, dass Umweltschützern aus der Region bei der Brandbekämpfung der Fluchtweg durch absichtlich gelegte Feuer versperrt wurde.

Der Tod von Mokhtar Khandani, Bilal Amini und Yassin Karimi bedeutet einen weiteren herben Rückschlag für die Ökologiebewegung in Ostkurdistan. Im August 2018 waren in Merîwan bereits vier Umweltaktivisten, die sich ebenfalls als Freiwillige bei der Waldbrandbekämpfung engagierten, bei Löscharbeiten ums Leben gekommen. Unter ihnen war auch Sharif Bajour. Der bekannte Aktivist und Bürgerrechtler war äußerst beliebt bei der kurdischen Bevölkerung, insbesondere nach dem verheerenden Erdbeben in Kirmaşan mit hunderten Toten Ende 2017, als er drei Monate lang größtenteils mit seinem Fahrrad unterwegs war, um Hilfsgüter zu sammeln und zu verteilen. Bei Naturkatastrophen werden die kurdischen Gebiete durch Teheran systematisch vernachlässigt. Noch heute müssen etliche Erdbebenopfer in Zelten leben. 

Kriminalisierung der kurdischen Ökologiebewegung in Iran

Vergangenen September wurde der Jiwa-Aktivist Erfan Rashidi wegen „Propaganda gegen den Staat“ vor einem Revolutionsgericht in Pawe zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht verhängte zudem ein zweijähriges Aktivitätsverbot gegen Rashidi, der aufgrund seiner Rolle bei der Bekämpfung von staatlich gelegten Waldbränden in den kurdischen Gebieten schon länger im Visier der Regimebehörden war. Im Juli 2018 wurde er in Pawe festgenommen und eine Woche lang in Kirmaşan in einem Internierungslager des iranischen Geheimdienstes verhört. Damals warfen ihm die Behörden neben Propaganda gegen den Staat auch „Kollaboration mit kurdischen Organisationen“ vor. Erst nach Zahlung einer Kaution wurde Erfan Rashidi wieder auf freien Fuß gesetzt.