Demonstration gegen LNG-Terminal auf Rügen

„Fossiles Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise!“ – Auf Rügen findet eine Demonstration gegen den Bau eines Flüssiggas-Terminals im Industriehafen Mukran statt.

Etwa 500 Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsorganisation Ende Gelände sind am Samstagfrüh von ihrem Aktionslager „Cliff-Camp“ auf Rügen aufgebrochen, um sich einer Demonstration gegen den Bau eines Flüssiggas-Terminals im Industriehafen Mukran anzuschließen. Der Protestmarsch ist mit 700 Menschen am Vormittag am Sassnitzer Bahnhof gestartet. Ende Gelände hat zudem für heute Aktionen gegen den Bau des LNG-Terminals im Industriehafen Mukran und der Pipeline im Greifswalder Bodden angekündigt.

„Fossiles Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise. 2023 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem der Klimakollaps begonnen hat“, sagt Charly Dietz, Sprecherin von Ende Gelände. Die Hitzewellen, Waldbrände und Regenfluten, die in diesem Sommer ganze Regionen verwüstet und viele Tausend Menschen in den Tod rissen, seien erst der Anfang. „Das wissen wir alle. Es ist völlig klar: Es ist ein Klimaverbrechen, jetzt noch am Ausbau fossiler Infrastruktur festzuhalten. Wir werden uns diesem Verbrechen hier und heute entgegenstellen“, betont die Sprecherin.

Fracking ist ein Desaster

Im Industriehafen Mukran soll ab diesem Winter ein Flüssiggas-Terminal der Deutschen ReGas den Betrieb aufnehmen. Über eine derzeit im Bau befindliche 50 Kilometer lange Pipeline soll das Gas quer durch den Greifswalder Bodden nach Lubmin transportiert und von dort aus ins Fernleitungsnetz eingespeist werden. Das nach Deutschland importierte fossile Gas stammt wesentlich aus den USA und wird mit der Fracking-Methode gewonnen. Fracking gilt als besonders umwelt- und klimaschädlich. Dietz bezeichnet es als Desaster. „Denn beim Fracken werden zusätzliche Treibhausgase freigesetzt wie Methan, das noch klimaschädlicher ist als CO2. Vor Ort werden dabei ganze Ökosysteme zerstört und das Grundwasser vergiftet. Das gefrackte Gas für Rügen kommt aus den USA. Dort sind es besonders Communities of Color, die die verheerenden Umweltfolgen tragen müssen, während fossile Konzerne wie Deutschen ReGas, RWE, Uniper oder Wintershall DEA damit Profite machen. Gegen dieses System der Ausbeutung leisten wir Widerstand: entschlossen, antikapitalistisch und antikolonial.”

DIW: Flüssigerdgasterminals nicht notwendig

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) weist schon seit längerem darauf hin, dass der geplante Bau von Flüssigerdgasterminals (LNG-Terminals) energiewirtschaftlich nicht notwendig ist, sondern Überkapazitäten aufgebaut werden. Klimapolitisch seien die Terminals besonders kritisch zu bewerten, weil durch das Verbrennung von fossilem Gas nicht nur die CO2-Emissionen stiegen, sondern bei Förderung und Transport von Flüssiggas weitere Treibhausgas-Emissionen entstehen etwa von Methan, das noch klimaschädlicher ist als CO2. Prof. Dr. Christian von Hirschhausen vom DIW sagt: „Das fossile LNG-Projekt Mukran ist energiewirtschaftlich nicht notwendig und wird nicht dringend für die Versorgungssicherheit im Winter 2023/24 benötigt. Das Projekt ist klimapolitisch nicht sinnvoll, da es den Lebensraum der Ostsee gefährdet, zusätzliche klimaschädliche Emissionen verursacht und eine nachhaltige regionale Wirtschaftsentwicklung auf Rügen behindert. Die Bundesregierung sollte den Ausbau von LNG-Infrastruktur stoppen und die verfügbaren Finanzmittel für energiewende-kompatible Projekte verwenden.“

„Gemeinsam gegen LNG“

Zu der heutigen Demonstration haben neben Ende Gelände auch die Bürgerinitiative „Lebenswertes Rügen“ und Fridays for Future Rügen aufgerufen. Sie zieht vom Bahnhof Sassnitz über nach Neu Mukran nach Lietow. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort will das Aktionsbündnis den Import von LNG auf Rügen verhindern. Der Protestmarsch findet im Rahmen von Aktionstagen statt, die seit Freitag unter dem Motto „Gemeinsam gegen LNG“ laufen. Seit Mittwoch findet bei Frankenthal auf Rügen bereits ein Klimacamp statt. Gestern startete zusätzlich das Aktionscamp Cliff von Ende Gelände in der Nähe von Mukran.

Seit Monaten Proteste auf Rügen

Das Bauvorhaben wurde zuletzt vermehrt Ziel von Protesten aus der Umwelt- und Klimaschutzbewegung. Bereits im Mai dieses Jahres hatte Ende Gelände zusammen mit lokalen Aktivist:innen und Bürgerinitiativen auf Rügen gegen das geplante LNG-Terminal protestiert. Am vergangenen Donnerstag blockierte Greenpeace den Pipeline-Bau zwischen Mukran und Lubmin. Die Organisation enterte das Pipeline-Verlegeschiff „Castoro 10“ im Greifswalder Bodden. Vor einigen Wochen wurde zudem der Bau der Anschlusspipelines des in Brunsbüttel geplanten LNG-Terminals von Ende Gelände blockiert.

(ANF/EG)

Titelfoto: Freundeskreis Videoclips