Die vor drei Wochen gegründete neue türkeiweite Plattform „Hasankeyf-Koordination" hat sich zu den von einem Feuer in Hasankeyf (kurdisch: Heskîf) vom 21. Juli 2019 ausgehenden Zerstörungen kritisch geäußert und auf die Regierungsverantwortung hingewiesen. Das Feuer brach am Abend auf der Felsenburg aus und führte zu Schäden am Kulturgut und der Natur.
Die Erklärung kommt von der Batman-Gruppe der Hasankeyf-Koordination, die auch in Amed, Istanbul und Ankara organisiert ist. Die Hasankeyf-Koordination wurde vor allem von der seit 2006 gegen den zerstörerischen Ilisu-Staudamm agierenden „Initiative zur Rettung von Hasankeyf" und der breiten Umweltbewegung Nordkurdistans, der „Ökologiebewegung Mesopotamiens" initiiert und bringt viele Organisationen im Kampf gegen den weitgehend fertig erstellten Ilisu-Staudamm zusammen.
In der Erklärung der Hasankeyf-Koordination heißt es:
„Der Brand des hochgewachsenen Graslandes begann um etwa 17.30 Uhr auf dem Hügel im oberen Anschluss an die engere Felsenburg und breitete sich in alle Richtungen aus. Er war aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen. Nach wenigen Stunden bewegte er sich in das westliche Nebental, wo es gegen Mitternacht erlosch.
Hubschrauber nur zur Aufstandsbekämpfung
Nur ein Feuerwehrwagen der Kommunalverwaltung von Hasankeyf ging gegen das Feuer vor. Für diesen war es sehr schwierig, an das Feuer heranzukommen, weil keine befahrbare Straße nach oben führt. Es ist anzunehmen, dass der Brand zu Fuß lediglich von einer Seite bekämpft wurde. Bei Bränden in unzulänglichen Gebieten ist es wichtig, dass aus der Luft gelöscht wird. Aber es war kein Helikopter oder ähnliches zu sehen. Genau hier hat der Staat versagt. Leider gibt es in Nordkurdistan nicht wie im Westen der Türkei Helikopter zum Löschen von Bränden. Hier sei anzumerken, dass der Staat dutzende (vielleicht sogar hunderte) Helikopter in Kurdistan zur Aufstandsbekämpfung stationiert hat. Helikopter für den Krieg gibt es, jedoch nicht zum Löschen von Bränden.
Dutzende denkmalgeschützte Monumente
Am nächsten Tag begaben sich zwei Bewohner*innen der Ortschaft, die auch in der Hasankeyf-Koordination aktiv sind, zur Felsenburg. Sie wurden jedoch am Aufstieg behindert und konnten nicht viel begutachten. Aber das, was sie gesehen haben, ist beängstigend. Der Brand hat die Flächen bis ins Zentrum der Felsenburg erfasst und alle Gräser sind abgebrannt. Tote Vögel und andere Tiere wurden gesehen. Es ist also davon auszugehen, dass es eine ernstzunehmende Zerstörung von Tieren und auch von Kulturgütern gibt. In dem betroffenen Gebiet gibt es Dutzende unter Denkmalschutz stehende Monumente wie menschengemachte alte Höhlen, einen Friedhof aus dem Mittelalter und mehrere Gebäude, Moscheen und Kirchen. Es ist unklar, was davon inwiefern beschädigt oder gar zerstört wurde.
Expertenteam muss der Zugang gewährt werden
Die Erklärung der staatlichen Wasserbehörde DSI, dass der Brand schnell unter Kontrolle gebracht worden sei und keine Schäden am Kulturgut entstanden sind, ist unverantwortlich und alles herunterspielend. Deshalb ist es dringend notwendig, dass ein Expertenteam das betroffene Gebiet untersucht. Das muss umgehend passieren.
Das verbrannte Gebiet ist seit Jahren komplett abgesperrt. Es darf nur mit Erlaubnis der DSI oder des Unternehmens BRJ betreten werden. Von sich aus findet kein Brand in Graslandschaften in Nordkurdistan statt. Menschen aus Hasankeyf teilten auf Anfrage mit, dass seit vielen Jahren kein Brand stattgefunden hätte. So gibt es viele Fragen darüber, wie der Brand ausgebrochen ist. Die DSI und BRJ stehen in der Schuld einer Erklärung und müssen sofort den Zugang zum Gebiet zulassen.
Aufstauung des Ilisu-Staudamms
Während die vielfältige Zerstörung in Hasankeyf weitergeht, hat die DSI angefangen, den Ilisu-Staudamm für einen angeblichen Test aufzustauen. Das wurde von Menschen vor Ort mitgeteilt. Von der DSI oder in den türkischen Mainstream-Medien gibt es dazu keine Erklärung. Anfragen von HDP-Abgeordneten bisher nicht beantwortet. Wir bleiben dran und informieren in den kommenden Tagen, denn wir müssen dagegen verstärkt protestieren."