Seit den frühen Morgenstunden verhindern Aktivist*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung die Zerstörung von Wohnhäusern in Lützerath, einem Dorf im Braunkohlegebiet Garzweiler II in Nordrhein-Westfalen. Fünf Personen sind auf ein Dach geklettert, um so die Abrissarbeiten der von RWE beauftragten Firma Lücker zu verhindern. Vor dem Haus haben sich weitere Menschen zu einer Spontankundgebung versammelt und unterstützen so die Besetzer*innen.
RWE will Fakten schaffen
Obwohl in Lützerath noch Menschen leben, zerstört RWE seit dem letzten Sommer systematisch das Wohnumfeld der Bewohner*innen. So wurde die an Lützerath vorbeiführende Landstraße L277 abgerissen, Bäume und Grünflächen in der Umgebung wurden gerodet. „RWE darf hier eigentlich in den nächsten Jahren gar nicht weiter abbaggern, da die Gerichte noch nicht über die Klage eines Lützerather Bauern gegen seine Enteignung entschieden haben“, sagt Lisa Neurat, eine der Aktivist*innen. „Die Absicht von RWE ist klar: Hier geht es um vorzeitiges Faktenschaffen. Menschen, die hier ihr Zuhause verteidigen, sollen eingeschüchtert werden.“
Stopp aller Abrissarbeiten und Zwangsumsiedlungen gefordert
Rückendeckung erhält RWE von Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, der ein 2019 fertiggestelltes Gutachten über ein Jahr unter Verschluss hielt. Das Gutachten beweist: Es gibt keine energiepolitische Notwenigkeit für den Abriss der sechs Dörfer. „Diese wissentliche Täuschung ist ein politischer Skandal, der das sogenannte Kohleausstiegsgesetz nun endgültig ad absurdum führt. Wir stehen an der Seite der Bewohner*innen und fordern einen sofortigen Stopp aller Abrissarbeiten und Zwangsumsiedlungen“, so Lisa Neurat.
Kohleabbau stoppen
Die Aktivistinnen und Aktivisten solidarisieren sich mit allen, die gegen den Braunkohleabbau Widerstand leisten. „Alle Dörfer bleiben“ ist ein Bündnis der Bewohner*innen, dass in den letzten Jahren mit Sitzblockaden, Mahnwachen und Demonstrationen gegen die Tagebaue protestiert hat. Auch Gottesdienste der Initiative „Kirche im Dorf lassen" haben die Menschen, die sich zum Teil schon seit Jahrzehnten gegen die Zerstörungswut der RWE wehren, ermutigt. „Widerstand ist Handarbeit“, sagt Nicola Sarić, eine der blockierenden Personen: „Denn der Kohlekompromiss, der den Braunkohletagebau erst 2038 beenden wird, dient einzig und allein der Profitgier von RWE, auf Kosten von Mensch und Natur. Im Angesicht der sich zuspitzenden Klimakrise, die die Menschen im globalen Süden am härtesten trifft, muss der Kohleabbau hier sofort gestoppt werden. Wir kämpfen für den Erhalt der Dörfer und das Ende der fossilen Energiegewinnung.“