Mehr als eine halbe Millionen Menschen haben am Freitag im Rahmen des größten Klimastreiks seit Beginn der Corona-Pandemie bundesweit für besseren Klimaschutz demonstriert. Nach Angaben von Fridays for Future machten über 620.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Deutschland unter dem Motto „Alle fürs Klima” die gesellschaftliche Forderung nach Klimagerechtigkeit sichtbar. Zwei Tage vor der Bundestagswahl fordert die Bewegung mit Demonstrationen an über 470 Orten im Bundesgebiet die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze. Allein in der Hauptstadt Berlin waren rund 100.000 Menschen auf der Straße, unter ihnen auch Greta Thunberg, die schwedische Initiatorin von Fridays for Future. Die 18-Jährige übte scharfe Kritik an der Bundesregierung: „Deutschland ist objektiv gesehen einer der größten Klima-Bösewichte.”
Weitere Großkundgebungen gab es in München, Köln, Freiburg sowie in Hamburg, wo 80.000 Menschen zusammenkamen. Weltweit organisierten junge Menschen mehr als 1.700 Klima-Proteste in über 80 Ländern. „Während die Klimakrise in diesem Sommer sichtbar eskaliert, steigen die deutschen Emissionen so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Mit dem größten weltweiten Aktionstag seit Beginn der Pandemie zeigen wir heute die Notwendigkeit für konsequente Klimagerechtigkeit, die kein Parteiprogramm bietet. Uns ist klar, dass die nächste Koalition die 1,5-Grad-Grenze ohne den massiven Druck aus der Bevölkerung nicht einhalten wird. Ohne uns wird nichts passieren”, erklärte Carla Reemtsma, Pressesprecherin von Fridays for Future Deutschland.
Klimastreik in Hamburg
Fridays for Future organisierte heute unter Einhaltung der Corona-Regeln mit großen Demonstrationen, Blockaden, Kunstaktionen, Fahrrad-Korsos und Menschenketten einen vielfältigen Streiktag für mehr Klimagerechtigkeit. Im Vorfeld des Aktionstages initiierte die Klimabewegung das bisher größte Unterstützer-Bündnis ihrer fast dreijährigen Geschichte. Zu den Demonstrationen riefen neben vielen NGOs, auch Kirchen, Vereine und Gewerkschaften auf.
„Der Wahlkampf ist von leeren 1,5-Grad-Versprechen geprägt. Statt über den nötigen systemischen Wandel zu sprechen, werden soziale Ängste geschürt und die Dramatik der Klimakrise geleugnet. Unsere Botschaft auf der Straße ist klar: Wir brauchen eine progressive Koalition, die Klimagerechtigkeit messbar in den Koalitionsvertrag schreibt”, so Pauline Brünger, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland.
Klimastreik in Stuttgart und Berlin
Ökozid in Kurdistan
Die kurdische Community war vielerorts mit am Start und beteiligte sich kämpferisch an den Aktionen. Aufgerufen dazu hatte unter anderem der europaweite Dachverband KCDK-E, der die Forderungen der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung unterstützt und sich gegen den Ökozid des türkischen Staates in Kurdistan engagiert. Auch das Ökologie-Komitee der im August in Köln gegründeten Initiative Demokratischer Konföderalismus (IDK) hatte zur Teilnahme am globalen Klimastreik aufgerufen. Schwerpunktthemen für die IDK sind die Ökozide in Kurdistan und Chiapas.