70-jähriger „Terrorist“ in Haft gestorben

Der politische Gefangene Ramazan Turan ist in einer Einzelzelle des Hochsicherheitsgefängnisses in Wan gestorben. Der 70-jährige Kurde saß erst seit Kurzem aufgrund eines rechtskräftigen Urteils wegen Terrorvorwürfen in Haft.

In der Türkei ist ein weiterer politischer Gefangene in Haft gestorben. Ramazan Turan befand sich erst seit knapp drei Wochen aufgrund eines rechtskräftigen Urteils über sechs Jahre und drei Monate Freiheitsstrafe wegen vermeintlicher PKK-Mitgliedschaft im Hochsicherheitsgefängnis der nordkurdischen Provinz Wan in Haft. Am Freitag wurden die Angehörigen des 70-Jährigen durch die Vollzugsleitung über seinen Tod in Kenntnis gesetzt.

Den Behördenangaben zufolge soll Turan einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben. Wann genau, ist unklar. Der Senior befand sich seit der Überstellung in das Gefängnis in einer Quarantänezelle in Einzelhaft. Die Rechtsmedizin in Wan will eine Autopsie vornehmen, um die Todesursache zweifelsfrei festzustellen. Wann mit dem Obduktionsergebnis zu rechnen sei, ist unklar.

Derweil äußerte Ramazan Turans Sohn Hüseyin Turan gegenüber ANF Zweifel an einer natürlichen Todesursache. „Zum Zeitpunkt des Haftantritts war mein Vater körperlich gesund und litt nicht an einer Krankheit“, so Turan. „Wir wissen lediglich, dass er seit zwanzig Tagen wegen vermeintlichen Quarantänevorschriften allein in einer Zelle verbringen musste.“ Sobald die Autopsie abgeschlossen und der Leichnam Ramazan Turans freigegeben wird, soll der Mann in seiner Geburtsstadt Colemêrg (tr. Hakkari) beigesetzt werden. Erst dann wollen seine Angehörigen juristische Schritte gegen die Behörden einleiten.

Der achte tote Gefangene binnen weniger Wochen

Innerhalb von nur sechs Wochen sind in der Türkei acht Gefangene in Haft verstorben, von denen sieben aus politischen Gründen verurteilt worden waren. Am 9. Dezember wurde die Kurdin Garibe Gezer tot in ihrer Zelle aufgefunden. Sie war zuvor schwer gefoltert worden. Am 15. Dezember erlagen Halil Güneş und Abdülrezzak Şuyur nach jahrzehntelanger Haft ihren schweren Krebsleiden. Kurz darauf wurde Ilyas Demir in einer Einzelzelle im T-Typ-Gefängnis Bolu tot aufgefunden. Am 19. Dezember wurde Vedat Erkmen schwer verletzt in seiner Zelle im F-Typ-Gefängnis von Tekirdağ aufgefunden, er verstarb auf dem Weg in ein Krankenhaus. Die Gefängnisleitung spricht von Suizid. Der Ex-Gefangene Salih Tuğrul starb ebenfalls im Dezember an den Folgen eines Schlaganfalls, den er in Haft durch einen Sturz auf den Kopf erlitt. Tuğrul war 1996 unter Terrorvorwürfen inhaftiert worden. 2007 überlebte er zwei Herzinfarkte und war seitdem halbseitig gelähmt. Dennoch wurde er erst 2014 entlassen und befand sich bis zu seinem Tod als versorgungsintensiver Langzeitpatient in einem Krankenhaus.