Proteste im Irak dauern an

Der irakische Ministerpräsident Adil Abd al-Mahdi will sein Amt niederlegen. Doch die Proteste im Land ebben nicht ab.

Trotz Rückzugsentscheidung des Regierungschefs befinden sich die Menschen im Irak weiterhin auf den Straßen. In den mehrheitlich schiitisch bewohnten Städten im Süden und einigen Orten im Zentralirak halten die Proteste unvermindert an. Am vergangenen Freitag machte Ministerpräsident Adil Abd al-Mahdi öffentlich, dass er sein Amt niederlegen werde. Heute wird das Parlament zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, um das Rücktrittsgesuch von al-Mahdi zu behandeln.  

Dennoch gingen die Menschen erneut auf die Straßen. Gestern war es in Nadschaf zu einer Eskalation der Proteste gekommen, nachdem Sicherheitskräfte in die Menge schossen. Mindestens 25 Personen wurden dabei verletzt. In Bagdad hält die Protestbewegung weiterhin zentrale Plätze und mehrere Brücken besetzt.

Bei den seit Anfang Oktober andauernden Protesten gegen Korruption, Klientelismus und Misswirtschaft wurden im Irak inzwischen mehr als 420 Menschen getötet und knapp 16.000 verletzt. Die Demonstranten fordern eine neue Regierung ohne Vertreter etablierter Parteien. Der Rücktritt des parteilosen Regierungschefs al-Mahdi, der erst vor einem Jahr an die Macht gelangt war, dürfte sie kaum zufriedenstellen. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur INA hat der Hohe Justizrat im Irak angekündigt, die Sicherheitskräfte, die unbewaffnete Demonstrierende getötet haben, zur Rechenschaft ziehen zu wollen.