Donnerstagabend verbrannte sich der 65-jährige Veysi (Bubo) Taş im Industriegebiet der Stadt Ertûqî (tr. Artuklu) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn aus Protest gegen die Totalisolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan. Nach einer vergeblichen Behandlung im Krankenhaus wurde Taş von seiner Familie beigesetzt.
Veysi (Bubo) Taş hat in seinem Leben Repression und Folter erlebt. Er war während des Militärputsches vom 12. September inhaftiert und schwer im Gefängnis von Amed (tr. Diyarbakır) gefoltert worden. Vor sechs Monaten wurde er nach einer zweiten Inhaftierung entlassen. Vor seiner Selbstverbrennung nahm er ein Video auf und begründete seine Tat.
„Heute Nacht werde ich gegen die Isolation auf Imrali protestieren“
In dem Video erklärte Taş: „Wie Musa (Anter) sagte, bin ich sowohl Zeuge als auch Angeklagter in diesem Fall. Ich habe mein Leben dieser Sache gewidmet, wenn auch nichtso stark wie er. Zehn Jahre lang hatte ich mich aus den Kampf zurückgezogen. Zehn Jahre lang habe ich versucht, auf eigenen Füßen zu stehen. Mein Leben ist vergangen. Deshalb werde ich heute Abend meinen Körper in Brand stecken, um gegen die Imrali-Isolation zu protestieren. Ich habe kein anderes Ziel und keine andere Motivation. Ich möchte, dass meine Kinder, meine Geschwister und meine Neffen und Nichten sich dessen sicher sind. Ich habe einen Wunsch an sie, sie sollen sich dessen sicher sein, dass ich mein Leben nicht wegen der Leute auf der anderen Seite opfere. So ein einfach gestrickter Mensch bin ich nicht.
Ich opfere mein Leben für diese Sache, ich opfere mein Leben für den Repräsentanten von Kurdistan, denn ich habe mein ganzes Leben dieser Sache gewidmet. Zehn Jahre hatte ich mich vom Kampf getrennt. Ich war bereit, alles zu tun, aber ich wurde still und konnte nichts mehr wegen meines Alters tun. Weil ich alt bin, kann ich nichts mehr tun. Denkt an Rêber Apo [Abdullah Öcalan] – 22 Jahre in Gefangenschaft … Versteht mich nicht falsch. Ich hasse niemanden, ich bin nicht wütend. Ich appelliere an das kurdische Volk. Haltet euch gegenseitig. Nichts anderes wird uns helfen.“
„Ich gehe aus Liebe und freiem Willen“
Er sagt weiter: „Ich führe diese Aktion heute Abend für Abdullah Öcalan, den Repräsentanten von Kurdistan, persönlich durch. Er befindet sich seit 22 Monaten in Isolationshaft. Ich verurteile diese Isolation. Wenn unser Repräsentant, der seit 22 Monaten totalisoliert ist, nicht sprechen darf, dann müssen wir als Kurden für ihn eintreten. Andernfalls werden wir alle auf diesem Weg einer nach dem anderen vernichtet werden. Wir werden uns zerstreuen. Das ist mein Wunsch an die kurdische Jugend und die kurdischen Frauen. Ich verneige mich tief vor Euch. Auf Wiedersehen, ihr alle. Die Karawane der Gefallenen wartet auf mich. Xelef Kavri war von Anfang an mein Genosse. Die Nacht der Vier, Ferhat Kurtay, warten auf mich. Ich werde meine Aktion mit erhobenem Haupt ausführen. Egal wie viele Enkelkinder und Kinder ich habe, sie sind alle in meinem Herzen. Ich liebe und küsse sie alle. Mögen meine Brüder und Schwestern gesund sein. Mögen sie sich um meine Enkelkinder und Kinder kümmern, ihnen helfen. Darum bitte ich sie. Ich habe meinen Töchtern gesagt, dass ihr Vater ein ehrenwerter Mann ist. Euer Vater hat nie etwas Schlechtes über euch gebracht. Geld, Eigentum, Besitz haben keine Bedeutung. Sie alle werden mit dem Tod verschwinden. Wir werden alle diesen Weg gehen. Aber wenn ein Mensch ehrenhaft ist, sich auf dem Weg der Menschlichkeit, auf dem Weg der Heimat befindet, dann ist das das Schönste. So schön wie das Leben ist, so schön ist auch der Tod. Wenn du dein Leben nicht kennst, kennst du auch deinen Tod nicht ... Meine Schwiegertochter, meine Kinder, meine Neffen, weint mir nicht hinterher. Trillert mir hinterher. Denn ich habe den Weg der Würde und des Anstands für euch geöffnet.
Meine Zeit ist vorbei. Ich küsse euch alle. Weint nicht um mich. Trillert. Meine Zeit ist vorbei. Auf Wiedersehen. Passt auf euch auf. Ich gehe mit einem Lächeln. Ich gehe aus Liebe und meinem eigenen Willen. Ich gehe nicht unter Druck, versteht mich nicht falsch. Diese Aktion ist eine politische Aktion. Sie ist für Rêber Apo. Ich möchte, dass ihr das versteht. (… ) Passt auf euch auf. Wer auch immer ein Recht darauf hat, den bitte ich um Vergebung. Mögen sie dasselbe tun. Mögen sie sich auch auf einem guten Weg befinden. Bleibt gesund.“