Die kurdische Gemeinde in Armenien verurteilt den türkischen Expansionismus im Mittleren Osten und warnt vor den neoosmanischen Bestrebungen der Erdogan-Regierung. Dazu äußerten sich der Parlamentsabgeordnete Kinyas Hasanov, der zugleich Vorsitzender der kurdischen Gemeinde in Armenien ist, sowie Silo Dirboyan, Ko-Vorsitzender des Kurdistan-Komitees, und Jenya Qadir von der Union freier Frauen auf einer Pressekonferenz in der armenischen Hauptstadt Jerewan.
In ihrer gemeinsamen Erklärung gingen die Vertreter:innen der kurdischen Organisationen in Armenien zunächst auf die Bedeutung von Abdullah Öcalan ein. Ohne seine Freiheit werde es auch für das kurdische Volk und die weiteren Völker der Region keine Freiheit geben: „Deshalb geht es bei allen unserer Aktivitäten auch immer um dieses Thema. Für das kurdische Volk, die Völker der Region und die Menschheit weltweit steht Abdullah Öcalan mit seinen Gedanken für die Hoffnung auf ein freies und demokratisches Leben.“ Kinyas Hasanov wies auf die Rechtswidrigkeit des Isolationssystems auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali hin und forderte das Antifolterkomitee des Europarats (CPT) und Menschenrechtsorganisationen zur Intervention auf.
Zur Expansionspolitik der Türkei und den Besatzungsangriffen auf die Guerillagebiete in Südkurdistan führte Hasanov aus, dass der Zeitpunkt der aktuellen Invasion nicht zufällig ausgesucht wurde: „Der 24. April ist der Gedenktag an den armenischen Genozid. Den Kurden wird damit vermittelt, dass sie wie die Armenier einem Völkermord ausgesetzt werden. Diesen Angriff können wir auch nicht als eine der ständigen Operationen bewerten. Über eine Militäroperation hinaus geht es hier um die Besatzung von Südkurdistan. Bestimmte Kreise und vor allem die Regionalregierung von Südkurdistan verkennen diese Tatsache oder ignorieren sie aufgrund ihrer kurzsichtigen Eigeninteressen. Diese Haltung ist falsch und wir rufen alle Kräfte in Kurdistan auf, die Realität zu erkennen und gemeinsam im Sinne einer nationalen Einheit gegen den faschistischen türkischen Staat und seine Besatzungsangriffe vorzugehen. Gleichzeitig rufen wir die Weltöffentlichkeit zur Aufmerksamkeit auf, weil bei diesen Angriffen Chemiewaffen eingesetzt werden.“
Der türkische Staat hege neoosmanische und turanistische Träume, hieß es weiter in der Erklärung: „Und in den letzten Jahren setzt er praktische Schritte dafür. Seine Interventionen im Irak, in Syrien, Libyen, Jemen sowie in Arzach und Armenien beruhen darauf. Der türkische Staat ist nicht nur für die Kurden gefährlich, sondern für die gesamte Region und ihre Bevölkerung. Auch die Staaten und Völker der Region müssen diese Tatsache erkennen und gemeinsam agieren, um die türkische Expansionspolitik aufzuhalten. Der türkische Staat ist nicht nur das größte Hindernis für die Freiheit der Völker, sondern auch für Frauen. Daher rufen wir die Frauen aller Völker zur Solidarität und Zusammenarbeit mit den gegen den türkischen Staat kämpfenden kurdischen Frauen auf.“
An das armenische Volk appellierten die kurdischen Vertreter:innen: „Das kurdische und das armenische Volk haben in der gesamten Geschichte zusammen gelebt. Als Völker gibt es keine Probleme zwischen uns. Das Osmanische Reich und der faschistische türkische Staat als sein Nachfolger wollten uns vernichten. Es haben große Massaker stattgefunden. Darüber hinaus ist versucht worden, einen Keil zwischen uns zu treiben und die Einheit unserer Völker zu zerstören. Wir appellieren an das armenische Volk: Der faschistische türkische Staat ist unser gemeinsamer Feind und wir müssen mehr denn je Hand in Hand gemeinsam vorgehen.“