Konferenz in Slowenien: Revolutionäres politisches Denken in Kurdistan

„Wissenschaft für die Gesellschaft“ - unter diesem Motto wird in dieser Woche an slowenischen Universitäten das Paradigma der kurdischen Freiheitsbewegung vorgestellt und über Methoden zur Bewältigung gesellschaftlicher Probleme diskutiert.

Akademie der Demokratischen Moderne

Seit Montag veranstaltet die Akademie der Demokratischen Moderne in den slowenischen Städten Ljubiljana und Koper eine mehrtägige Konferenz unter dem Titel „Wissenschaft für die Gesellschaft ‒ Das revolutionäre politische Denken Kurdistans“. In dezentralen Veranstaltungen in Universitäten wird das Paradigma der kurdischen Freiheitsbewegung vorgestellt und über Methoden zur Bewältigung gesellschaftlicher Probleme diskutiert. Referent:innen aus verschiedenen Ländern bieten Kurzvorträge, vertiefende Seminare und runde Tische an.

Inhaltlich geht es um eine Neubewertung der Wissenschaft. „Welche Art von Wissenschaft brauchen wir, um multiple Krisen zu überwinden? Abdullah Öcalan und die Idee der Befreiung Kurdistans“ lautete der Titel der Auftaktveranstaltung am Montagabend. Der politische Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, Abdullah Öcalan, wird seit 25 Jahren in Einzelhaft auf der Gefängnisinsel Imrali in der Türkei festgehalten und hat von dort aus - in Form von Gerichtsverteidigungen - ein neues politisches Paradigma veröffentlicht, das nicht nur auf die Befreiung Kurdistans, den Weg zum Frieden und eine demokratische Lösung für den Nahen Osten abzielt, sondern auch eine Methode anbietet, mit der Gesellschaften auf der ganzen Welt Antworten auf drängende soziale Probleme finden können. Teil dieser Bemühungen ist daher auch eine tiefgreifende Neubewertung der Wissenschaft, um die Frage zu beantworten, welche Art von Sozialwissenschaft zu radikalen sozialen Veränderungen beitragen kann, anstatt als Instrument der Unterdrückung und Ausbeutung zu dienen.

Am Dienstag sprach Reimar Heider an der Fakultät für Sozialwissenschaften in Ljubljana über „Die Notwendigkeit der Wissenschaft für soziale und intellektuelle Revolutionen: Öcalans Soziologie der Freiheit". Am Nachmittag wurde Hesen Kocer als Vertreter der Demokratischen Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien in eine Gesprächsrunde über die aktuelle politische Situation in Kurdistan zugeschaltet. Heute fand an der Philosophischen Fakultät ein Vortrag von Sarah Marcha vom Jineolojî-Zentrum Brüssel über die Inhalte und Methoden der aus der kurdischen Bewegung hervorgegangen „Wissenschaft der Frau“ (Jineolojî) statt.

Die Konferenz wird in Zusammenarbeit mit Journal for Critique of Science, List of Democratic Students, Academy of Democratic Modernity, ŠSD Sociopathy, ŠSD SocioKlub, Center for Political Theory und Independent Coastal Radio organisiert. Für die letzten beiden Tage ist folgendes Programm angekündigt:

Donnerstag, 11. April, Ljubljana

09:00-12:00 Uhr, Reihe kurzer Diskussionen: Dialoge mit Öcalan
Žiga Brdnik: „Wissenschaft leben, Leben denken: Die Befreiung vom wissenschaftlichen Dogmatismus“
Peter Korošec: „Jenseits der nationalen Befreiung: Ein Leitfaden für den Internationalismus im 21. Jahrhundert“
Brina Jeretina, Lori Šramel Čebular, Radikale Liebe als Rebellion
Luka Hreščak, Die Perspektiven zweier sozialistischer Jugendlicher: PKK und ZKJ
Gaj Kolšek, Die Aufgaben der Jugend

13:30 -14:15 Uhr, Vortrag: Revolutionäre Zeit in Räumen des Überlebens: Freundschaft und Gemeinschaftsleben unter politischen Flüchtlingen aus der Türkei und Bakurê Kurdistan in Griechenland
Beja Protner

14.15-16.00 Uhr, Treffen, „Verschlossenes politisches Denken“
Cirila Toplak, Andrej Kurnik, Žiga Vodovnik

17.00 Uhr, Vortrag/Workshop: Palästina, Kurdistan, Jugoslawien: Demokratische Nation als Antwort auf Balkanisierung/Libanonisierung
Akademie der demokratischen Moderne, Organisationskomitee der Konferenz.

Freitag, 12. April, Ljubljana

18:00-20:00 Uhr, Diskussion: Internationalismus und die weltpolitische Lage

21:00 Uhr,  Konzert: Below the Roots (Balkan-Folk) & Grunt (Ethno-Rock)