Im Iran sind staatlichen Angaben zufolge mehrere Personen im Zusammenhang mit dem Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs festgenommen worden. „Wir haben intensive Ermittlungen durchgeführt und einige Personen wurden verhaftet“, sagte Justizsprecher Gholamhossein Esmaili laut der Nachrichtenagentur Isna am Dienstag. Die Passagiermaschine vom Typ Boeing 737 der Fluglinie Ukraine International Airlines war am Mittwoch kurz nach dem Start in Teheran abgeschossen worden. Nach iranischen Angaben wurde es für ein US-Marschflugkörper gehalten. Eine konkrete Zahl oder die Namen der Festgenommenen nannte Esmaili nicht.
Irans Präsident Hassan Rohani forderte eine lückenlose Aufklärung der Abschussumstände. „Dieser Fall ist kein normaler Fall und er muss von einem Sondergericht und verschiedenen Experten gründlich und lückenlos untersucht werden“, so Rohani. „Das war ein unverzeihlicher Fehler“, ein „guter erster Schritt“ sei, dass die Streitkräfte ihren Fehler zugegeben hätten. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und so eine Tragödie in unserem Land nie wieder passiert.“
Nach tagelangem Leugnen hatte Teheran am Samstag doch eingestanden, dass der Absturz der Passagiermaschine nicht auf einen Defekt zurückging, sondern durch einen Raketenbeschuss verursacht wurde. Dies sei unabsichtlich geschehen, ein Fehler im militärischen Kommunikationssystem habe zu dem fatalen Abschuss geführt. Die Schuld übernahmen die paramilitärischen Revolutionsgarden.
Bei dem Absturz von Flug PS752 waren vor knapp einer Woche alle 176 Insassen ums Leben gekommen, größtenteils waren es Iraner*innen und iranischstämmige Kanadier*innen. Unter anderen handelte es sich um Studierende, die nach Kanada zurückkehren wollten. Iran hatte zunächst abgestritten, für den Absturz verantwortlich zu sein. Das Verhalten der Behörden löste nicht nur international, sondern auch im Iran scharfe Kritik an der Führung aus.
Seit das iranische Militär zugegeben hat, die ukrainische Passagiermaschine abgeschossen zu haben, kommt es in Iran zu regierungskritischen Protesten. Auf Videos in sozialen Netzwerken waren vor allem Studierende zu sehen, die in der Hauptstadt Teheran und in Isfahan vor den Universitäten auf die Straße gingen und ihrem Unmut über die Führung des Landes zum Ausdruck brachten. Auch in kurdischen Städten skandierten Protestierende „Geistliche, haut ab!” Nach Behördenangaben seien bei den jüngsten Demonstrationen rund 30 Menschen festgenommen worden. Ihnen werde die Teilnahme an verbotenen Versammlungen vorgeworfen, heißt es.