Die irakische Regierung hat die Festnahme des mutmaßlichen Drahtziehers des schweren Bombenattentats von Bagdad im Jahr 2016 gemeldet. Bei dem Dschihadisten handelt es sich demnach um Ghazwan Al-Zawbaee, der sich auch „Abu Obeida Baghdad” nennt. Er sei bei einem komplexen Geheimdiensteinsatz „außerhalb der irakischen Grenzen“ festgenommen worden, wie Ministerpräsident Mustafa Al-Kadhimi per Twitter mitteilte.
Al-Zawbaee sei der Hauptverantwortliche für die „Gräueltaten von Karrada” und viele andere Anschläge, schrieb der Premier. Nähere Angaben zum Ort des Zugriffs machte er nicht. „Es ist eine nationale Pflicht, diejenigen, die beteiligt sind am Blutvergießen unseres Volkes, herzubringen”, so Al-Kadhimi.
© Yahya Rasul al-Zubaidi, Sprecher des Oberbefehlshabers der irakischen Streitkräfte
Das Viertel Karrada mit seiner von Einkaufspassagen gesäumten Hauptstraße gilt als das pulsierende Herz Bagdads und liegt im Osten der Stadt. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2016 explodierte in der überwiegend von Schiit:innen und Christ:innen bewohnten Gegend ein Sprengsatz, der in einem Lastwagen versteckt war. Nach amtlichen Angaben verloren 324 Menschen ihr Leben, nahezu tausend wurden verletzt. Das Attentat ereignete sich um kurz nach Mitternacht mitten im Ramadan – zu einer Zeit, in der sich das Leben in der islamischen Welt zumeist nachts abspielt – und traf Menschen, die vor dem Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan ihre Einkäufe erledigten.
Es war der folgenschwerste Anschlag in Bagdad in jenem Jahr und glich einem Inferno. Insgesamt zehn Gebäude, von denen die meisten fünfstöckig waren, wurden von der enormen Druckwelle der Explosion erfasst, fingen Feuer oder stürzten ein. Eine Vielzahl von Menschen war nach der Explosion in brennenden Gebäuden eingeschlossen und verbrannte dadurch lebendig. Unter den Opfern befanden sich viele Kinder. Zu der Tat bekannte sich die Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS).
Vize- und Finanzchef des IS in Türkei festgenommen
Anfang letzter Woche hatte der Irak bereits den Vize- und Finanzchef des IS festgenommen. Sami Dschassim Mohammed al-Dschaburi gilt als ehemaliger Stellvertreter des selbsternannten IS-Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi und verwaltete die Einnahmen der Dschihadisten aus dem illegalen Verkauf von Öl, Gas, Ausgrabungsstücken und Mineralien. Er wurde ebenfalls bei einer Operation „außerhalb der irakischen Grenzen“ gefasst, nämlich in der Türkei. Baghdadi selbst tötete sich im Oktober 2019 mit einer Sprengweste bei einer US-Militäroperation in Idlib.