Hausbesetzung in Zürich: Für alle ein Zuhause!
In Zürich sind vier Häuser besetzt worden, um Menschen ein Zuhause und eine Zuflucht vor dem Coronavirus zu schaffen.
In Zürich sind vier Häuser besetzt worden, um Menschen ein Zuhause und eine Zuflucht vor dem Coronavirus zu schaffen.
Im schweizerischen Altstetten, einem Quartier der Stadt Zürich mit über 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, wurden heute vier Häuser zum besseren Schutz vor dem Coronavirus besetzt. Die Besetzer*innen fordern: Für alle ein Zuhause und für alle die Möglichkeit, sich zu schützen.
In ihrer Erklärung schreiben sie, dass die Situation schon vor Corona untragbar war und jetzt noch klarer wird, dass es keinen Tag so weitergehen darf:
Wir haben heute vier leere Häuser in Altstetten besetzt, um für Menschen ein Zuhause und eine Zuflucht vor dem Virus zu schaffen. Wie jeder Notstand trifft auch dieser diejenigen am härtesten, für die die Umstände vorher schon beschwerlich waren.Um die Bevölkerung zu schützen, appelliert der Bundesrat an alle, solidarisch zu Hause zu bleiben. Während die Mehrheit in der Schweiz das Privileg hat, sich in ein Haus zurückziehen zu können, stehen jene im Regen, die das nicht können. Einige Menschen haben keine Papiere, ihre Rechte werden verweigert. Sie werden illegalisiert, isoliert und ignoriert. Viele dieser Menschen werden auf engem Raum in sogenannten Asylcenter, in Gefängnissen und Lagern eingesperrt. Ihre Freiheit und Selbstbestimmung wird ihnen verwehrt. Wiederum andere Menschen sind „durch die Maschen" gefallen - sie passen nicht in die Leistungsgesellschaft. Unsere Gesellschaft nimmt den frühzeitigen Tod all dieser Menschen hin, indem Schutzmassnahmen für sie nicht zu gelten scheinen. Diese Situation war schon vor Corona untragbar. Jetzt wird noch klarer, dass es keinen Tag so weitergehen darf.
Alle Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, sind in ihrer Existenz jetzt bedrohter denn je. Viele Sans Papiers verlieren ihren Job und können nicht mehr alleine für ihren Grundbedarf aufkommen. Staatliche Institutionen haben ihren Betrieb heruntergefahren, Bars und Clubs, in die sich Menschen vor kalten Nächten draussen flüchteten, sind zu. Wegen der von Panik getriebenen Hamsterkäufe sind die Abfallcontainer der Lebensmittelläden leer. „Tischlein deck dich“, wo sich prekarisierte Personen für einen symbolischen Franken wöchentlich mit Lebensmitteln eindecken konnten, schloss zum Schutz der mehrheitlich über 65 jährigen freiwilligen Helfer*innen alle 132 Lebensmittelabgabestellen.
Beim ganzen „Stay the fuck home" geht unter, dass Solidarität heisst, gemeinsam füreinander einzustehen. Solidarität schliesst alle Menschen ein und hört nicht beim eigenen Gartenzaun, im eigenen Quartier, im eigenen Umfeld oder Land auf. Eine solidarische Gesellschaft sorgt dafür, dass in so einer Situation alle die Möglichkeit haben, sich vor einer Ansteckung zu schützen und selbstbestimmt zu leben. Das ist im Moment offensichtlich nicht der Fall. Es gehen die Menschen vergessen, die unbezahlte Arbeit leisten und Menschen die aus verschiedenen Gründen nicht unter regulären Bedingungen arbeiten können. Zugang zu Wohnraum, Zugang zu Staatlicher Hilfe hängt vom Arbeitsverhältnis und vom Aufenthaltsstatus ab. Das darf nicht so sein, darum:
Wir fordern:
+ Für alle ein Zuhause.
+ Für alle die Möglichkeit, sich zu schützen.
+ Für alle eine gesicherte Existenz.
+ Alle Lager und Gefängnisse sofort schliessen.
Wir schlagen vor:
+ Bist du Hauseigentümer*in, und deine Liegenschaften stehen leer? Öffne sie denen, die kein Zuhause haben! Öffne sie den Menschen, die in Lagern eingesperrt sind!
+ Hotelzimmer als Wohnraum öffnen! Airbnb’s abschaffen!
+ Für alle anderen: Wenn Grosskonzerne und Andere ihre Liegenschaften nicht teilen wollen: Besetzt ein Haus. Teilt es mit denen, die keins haben. Verlange Gerechtigkeit.Wir stellen uns gegen das Vergessen von Menschen. Gegen jede Ungleichheit. Jede*r kann etwas dagegen tun.