Schweiz: Corona-Infizierte in Asylunterkünften

In der Schweiz werden Schutzsuchende, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, in Massenunterkünften in Quarantäne geschickt. Die Ansteckung der anderen Bewohner ist damit vorprogrammiert.

Die Schweiz, eines der reichsten Länder der Welt, ist mit über 22.000 Infizierten und Hunderten Toten stark von der Corona-Pandemie betroffen. Geflüchtete Menschen sind der Infektionskrankheit schutzlos ausgeliefert. Obwohl keine offiziellen Angaben darüber vorliegen, sind in vielen Sammelunterkünften Infektionsfälle aufgetreten. Ernste Schutzvorkehrungen werden in den beengten Einrichtungen nicht getroffen.

Genf: Quarantäne in der Gemeinschaftsunterkunft

Genf ist einer der Corona-Hotspots in der Schweiz. Mehrere Bewohner der Flüchtlingsunterkunft Tattes sind positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Eine der Betroffenen ist Mihriban Temizer. Die Kurdin wurde nach dem positiven Testergebnis aus dem Krankenhaus zurück in die Unterkunft geschickt. Wie sie gegenüber ANF erklärte, ist die Virusinfektion bei mehreren Bewohnern festgestellt worden: „Selbst wenn wir in Einzelzimmern wohnen, ist die Lage höchst gefährlich. In jedem Stockwerk leben zwölf Personen, die sich Küche und sanitäre Anlagen teilen müssen. Ich weiß nicht, wir uns in den Gemeinschaftsräumen schützen sollen. Wir leben unter sehr ungesunden Verhältnissen und es werden überhaupt keine Maßnahmen getroffen.“

Eine Quarantäne ist in der Einrichtung nicht durchführbar, sagt Mihriban Temizer: „Ich muss ja mein Zimmer verlassen und in die Küche, ins Bad oder auf die Toilette gehen. Das ist für die anderen Bewohner gefährlich.“

In dem aus mehreren Wohnblöcken bestehenden Flüchtlingslager leben insgesamt 660 Menschen, darunter auch Kinder.

Keine Prävention in der Asylunterkunft Stein in Aarau

Bewohner der Asylunterkunft Stein im Kanton Aarau haben ANF Fotos zukommen lassen, um auf den Zustand der Einrichtung hinzuweisen. Einer von ihnen, M.T., teilt dazu mit, dass insgesamt sechzig Personen in dem Gebäude untergebracht sind: „Wir wohnen zu fünft oder sechst in kleinen Zimmern. Das Gebäude hat drei Etagen, in jeder Etage sind ungefähr zwanzig Personen. Bad, Toilette und Küche benutzen wir gemeinsam. Für Essen, Trinken und Kleidung bekommen wir wöchentlich 63 Franken. Gegen die Pandemie sind keine Vorkehrungen getroffen worden. Von den Zuständigen ist niemand da, auch kein Sicherheitspersonal. Der Verantwortliche kommt nur für ein paar Stunden vorbei. Unsere Lebensbedingungen sind sehr ungesund, deswegen haben wir große Angst. Die Behörden müssen Präventionsmaßnahmen treffen.“