Frauenproteste gegen Zwangsverwaltung in Schweden und Kanada

In Schweden und Kanada haben Frauen gegen die Einsetzung von Zwangsverwaltern in kurdischen Kommunen protestiert. Dabei wurde auch gegen den weltweiten Anstieg von patriarchaler Gewalt in der Corona-Krise aufmerksam gemacht.

Von 65 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Demokratischen Partei der Völker (HDP), die bei der Kommunalwahl im März 2019 in der Türkei gewählt wurden, sind inzwischen 45 des Amtes enthoben und durch Zwangsverwalter ersetzt worden. Gegen diese systematische Eliminierung von Demokratie als Kriegsmethode gegen die kurdische Bevölkerung gingen am Samstag in Kanada und Schweden viele Menschen auf die Straße. 

In der kanadischen Millionenmetropole Toronto organisierte die „Freie Frauenkommune Sara“ vor der Old City Hall eine Kundgebung gegen die Einsetzung von Verwaltungsbeamten aus dem Regierungsapparat anstelle demokratisch gewählter Politiker*innen. Gleichzeitig wurde gegen die Kriminalisierung des kurdischen Frauenvereins Rosa in Amed (türk. Diyarbakir) protestiert. Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gegen die Einrichtung, die die einzige Frauenorganisation in der Region ist, die Unterstützungsarbeit leistet und aktiv gegen Gewalt an Frauen kämpft, nachdem im Zuge des Ausnahmezustands alle Fraueneinrichtung per Notstandsdekret verboten wurden, sind von 18 festgenommenen Personen inzwischen zwölf verhaftet worden.

In einer Ansprache machte Elif Genç von der Frauenkommune Sara auf den weltweiten Anstieg von patriarchaler Gewalt gegen Frauen in der Corona-Krise aufmerksam. Allein in Kanada wurden im Zuge der Ausgangsbeschränkungen wegen der Pandemie neun Frauen Opfer eines Femizids. Nach weiteren Redebeiträgen legte die Künstlerin Selma Civak eine Tanzperformance hin, für die es viel Applaus gab.

In Schweden organisieren kurdische Frauen bereits seit Wochen jeden Samstag Aktionen, um gegen die autoritäre Politik des türkischen Regimes zu demonstrieren. Die gestrigen Proteste fanden wieder in Stockholm, Örebro, Göteborg und Uppsala statt. Neben Fahnen der kurdischen Frauenbewegung schmückten auch Flaggen der kurdischen Arbeiterpartei PKK und des Dachverbands KCK die Kundgebungsorte. Bei der Aktion in der schwedischen Hauptstadt sagte eine Aktivistin: „Der Souverän in einer Demokratie ist normalerweise das Volk. Doch in der Türkei ist der Souverän Recep Tayyip Erdoğan, der einen Krieg gegen die kurdische Kommunalpolitik führt.“