Die ultranationalistische türkische Organisation „Graue Wölfe“ soll in Frankreich verboten werden. Das kündigte Innenminister Gérald Darmanin am Montag in Paris vor einem Parlamentsausschuss an. Vergangene Woche war bereits der Erdoğan-treue Dschihadistenverein BarakaCity von den französischen Behörden aufgelöst worden. Der Vereinsvorsitzende hatte die Türkei daraufhin um Asyl gebeten.
Die Entscheidung über das Verbot der rechtsextremen „Grauen Wölfe“, die in der Türkei durch die faschistische MHP in der Regierungskoalition vertreten sind, fällt in eine Zeit der massiven Spannungen zwischen Paris und Ankara. Hintergrund sind Äußerungen von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron über die umstrittenen Mohammed-Karikaturen nach dem tödlichen Attentat auf Samuel Paty. Der 47-jährige Geschichtslehrer hatte das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht behandelt und dabei die Mohammed-Karikaturen verwendet. Am 16. Oktober wurde er von einem 18-jährigen Islamisten nahe seiner Schule bei Paris enthauptet.
Die Muslimbruderschaft hat inzwischen zum Boykott von Frankreich aufgerufen. An die Spitze des Boykotts stellt sich Recep Tayyip Erdoğan. Der türkische Regimechef betreibt seit Wochen eine Hetzkampagne gegen Frankreich, die in ihrer Verallgemeinerung und Aggressivität IS-Propaganda wenig nachsteht.