Botschaft aserbaidschanischer und armenischer Kämpfer aus Rojava
Ein aserbaidschanischer und ein armenischer Internationalist in Rojava äußern ihre Meinung zur Rolle der Türkei in dem aktuellen Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien.
Ein aserbaidschanischer und ein armenischer Internationalist in Rojava äußern ihre Meinung zur Rolle der Türkei in dem aktuellen Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien.
Ein aserbaidschanischer und ein armenischer Kämpfer in Rojava kritisieren in einer gemeinsamen Videobotschaft den türkischen Staat dafür, dass er den Konflikt im Grenzgebiet zwischen Aserbaidschan und Armenien anheizt. „Wir verurteilen den Genozid, den der faschistische türkische Staat über Aserbaidschanien ausüben lassen will. Die Republik Türkei hegt weiter Hass und Feindschaft gegen das armenische Volk. Unser Kampf richtet sich gegen den die faschistischen Staaten Türkei und Aserbaidschan“, so die beiden Internationalisten von der Front in Rojava.
Weiter heißt es in der Videobotschaft:
„Wir hegen keine Feindschaft gegen das friedliche aserbaidschanische Volk. Die Bevölkerung ist niemals Partner der Feindseligkeit ihrer Regierungen. Das türkische Volk ist jedoch von der kemalistisch-rassistischen Feindseligkeit geprägt und beeinflusst. Unser Appell an die Völker der Region: Fallt nicht auf die falschen und betrügerischen Worte imperialistischer und faschistischer Regierungen herein. Lasst euch nicht zu ihrem Spielzeug machen. Seid wachsam gegenüber ihrer schwarzen Propaganda. Betrachtet die Angelegenheiten von vielen Seiten aus und habt ihre Gründe im Blick. Schließt euch zusammen in den revolutionären Reihen aller Völker der Region.
Sorgt dafür, dass die faschistischen Regierungen und ihre Hasspolitik verschwinden. Wir kämpfen in Rojava gegen die Faschisten vom IS und von al-Nusra, um die friedfertige Bevölkerung zu verteidigen. Das türkische faschistische Regime schickt seine Banden aus Idlib nach Aserbaidschan, damit sie gegen Armenien Krieg führen.
Die Bevölkerung Aserbaidschans sollte sich nicht für diese faschistischen Banden einsetzen. Sie kommen nicht für Frieden und Freiheit nach Aserbaidschan. Ihr einziges Ziel sind Diebstahl und Plünderung. Die Bevölkerung Aserbaidschans darf nicht an diese faschistischen Banden glauben. Die Republik Türkei hat osmanische Träume. Wir sind internationalistische Freiheitskämpfer. Bei uns gibt es keine nationalen Unterschiede. Wir sind dazu bereit, an der Seite aller unterdrückten Völker zu kämpfen. Wir sind bereit, in den Reihen der Völker gegen den faschistischen türkischen Staat zu kämpfen.“
Hintergrund: Der alte Konflikt um Bergkarabach
Auch wenn die aktuellen Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan in einer anderen Region stattfinden, dreht sich der Konflikt vor allem um die Region Bergkarabach (Arzach). Unter sowjetischer Herrschaft wurde die hauptsächlich von Armenier*innen bewohnte Region Aserbaidschan zugeschlagen. In den achtziger Jahren wurde Bergkarabach von armenischen Guerillagruppen unter Kontrolle gebracht. 1988 weigerte sich die vor ihrem Zusammenbruch stehende UdSSR, Bergkarabach Armenien zu übergeben. Der Konflikt eskalierte. Aserbaidschaner wurden vertrieben und aserbaidschanische Milizen verübten schwere Massaker in Sumgait. Am 27. Februar 1988 wurde in der 290.000-Einwohnerstadt die gesamte armenische Bevölkerung vertrieben oder ermordet. Augenzeugen berichteten, dass die Sicherheitskräfte und die Stadtbehörden trotz Hilferufen nicht eingriffen und so die mordende Menschenmenge weiter anstachelten. Die Zahl der Ermordeten ist weiter umstritten. 1991 erklärte die Region ihre Unabhängigkeit, wurde jedoch international nicht anerkannt. Der Krieg um Bergkarabach endete nach mehr als 30.000 Toten mit einem Waffenstillstand 1994.
Neue Front im Stellvertreterkrieg zwischen Türkei und Russland?
Aserbaidschan gehört zur Einflusssphäre der Türkei und spielt im Rahmen der pantürkischen Pläne des MHP/AKP-Regimes eine wichtige Rolle. Insbesondere für die von panturkistischer Ideologie durchdrungene MHP (Graue Wölfe) stellen die „Turkstaaten“ die Grundlage für ein „Turan“ genanntes mythologisches türkisches Großreich dar. Die AKP unterstützt diese Position ebenfalls – vor allem aus neoosmanischer und panislamischer Perspektive. So treffen im Konflikt um Bergkarabach das von der Türkei gestützte Alijew-Regime in Baku und das von Russland unterstützte Armenien aufeinander. Das türkische Außenministerium erklärte prompt zu den Gefechten, Aserbaidschan „mit allen Mitteln im Kampf um den Schutz seiner territorialen Integrität zur Seite zu stehen“. Damit eröffnet die Türkei neben Libyen und Syrien ein neues Konfliktfeld mit Russland.