Berlin: „Thawra“ - Protest gegen Massaker im Sudan

Auf Aufruf der sudanesischen Gemeinde hat eine Kundgebung in Berlin gegen das Massaker des Militärrats in Khartum stattgefunden.

Etwa 100 Personen protestierten gestern Mittag, nach einem Aufruf der sudanesischen Gemeinde in Deutschland, lautstark auf dem Pariser Platz in Berlin-Mitte. Immer wieder wurde „Thawra“ (dt.: Revolution) skandiert. Die Kundgebung richtete sich gegen den Militärrat, der am Montagmorgen um 5 Uhr brutal eine Sitzblockade vor dem Militärhauptquartier in der Hauptstadt Khartum angreifen lassen hat. Protestiert wurde auch gegen die Zusammenarbeit Deutschlands und der EU mit dem sudanesischen Regime. Bei dem Angriff wurden mehrere Dutzend Menschen getötet.

Am 19. Dezember kam es in mehreren Städten des Landes zu Demonstrationen gegen die Regierung des Diktators Omar al-Bashir, nachdem die Brotpreise verdreifacht werden sollten. Nach monatelangen Protesten wurde der Langzeitdiktator, der vor 30 Jahren bei einem Militärputsch an die Macht kam, gestürzt. Doch anstatt einer zivilen Regierung, wie von einem Großteil der Protestierenden gefordert, übernahm am 11. April der Militärrat die Kontrolle über das Land und unterdrückte weiterhin die Proteste mit Gewalt.

Nach einem zwei Monate andauernden Dauerprotest vor dem Militärhauptquartier und einem Generalstreik am 28. und 29. Mai versuchten die Militärs am Montagmorgen mit blanker Gewalt Herr der Lage zu werden. Die Proteste wurden zu einer Bedrohung für die öffentliche Ordnung erklärt und es wurde angekündigt, dass in den nächsten neun Monaten eine zivile Regierung entstehen soll. Unter dieser fadenscheinigen Begründung griffen sie am Tag des Zuckerfests, der das Ende des Fastenmonats Ramadan einläutet, die Sitzblockade in der Hauptstadt an. Bei diesem Angriff kamen im Laufe des Tages mindestens 35 Personen ums Leben.

Diejenigen, die dieses Massaker begangen haben, sind von Deutschland und der EU mit Millionen von Euros finanziert worden. Grenzbeamte und Polizei wurden von europäischen Sicherheitskräften ausgebildet und trainiert. Genau diese gingen am Montag laut Augenzeugenberichten gegen die Zivilbevölkerung vor.

Neben Militär und Polizei ist unter den Angreifenden auch die Miliz „Rapid Support Forces“ (RSF), die 2013 durch Massaker gegen die Zivilbevölkerung in Darfur bekannt wurde. Auch bei diesem war der gestürzte Diktator Omar al-Bashir unmittelbar beteiligt. Dieser wurde mehrmals vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen im Darfur-Konflikt angezeigt.

Trotz der massiven Repression und der Gewalt des Regimes, bei dem die Todeszahl auf über 100 Personen gestiegen ist, sind die Menschen bereit, die Revolution zu verteidigen. Die Barrikaden, die aufgebaut wurden, um die eigenen Wohnviertel zu verteidigen, stehen noch und die Proteste werden auch in den nächsten Tagen sowohl im Sudan als auch in Berlin weitergeführt werden.