Balumil: Studien-Praxis-Aufenthalt in Chiapas

Das CELMRAZ ist ein Projekt der zapatistischen Bildungsarbeit für Internationalist:innen im Caracol II von Oventik in den Altos de Chiapas in Mexiko. Die nächsten Vorbereitungsseminare für einen dreiwöchigen Studien-Praxis-Aufenthalt beginnen im Oktober.

Ein Kollektiv von Internationalist:innen organisiert für und mit jeweils 10 bis 15 Internacionalistas aus dem deutschsprachigen Raum zweimal im Jahr einen dreiwöchigen Studien-Praxis-Aufenthalt im Zapatistischen Sprachen-Zentrum CELMRAZ (Centro de Español y Lenguas Mayas Rebelde Autónomo Zapatista) im Caracol II von Oventik, in den Altos de Chiapas, Mexiko. Der nächste geplante Aufenthalt als Balumil-Gruppe findet im Februar/März 2024 statt. Zusätzlich gibt es für Internacionalistas auch die Möglichkeit in einem anderen Zeitraum als Einzelne, sogenannte Regulares, für einen dortigen Aufenthalt vorbereitet und akkreditiert zu werden. Es gibt insgesamt drei – aufeinander aufbauende – Vorbereitungsseminare. Die Teilnahme an allen drei Seminaren ist Voraussetzung für die Teilnahme an Balumil. Die Projektbeschreibung und weitere Informationen einschließlich der Kontaktdaten finden sich auf balumil.blackblogs.org.

Reflexion eines Balumil-Aufenthalts

Balumil-Teilnehmende, die im März 2023 in Chiapas waren, berichten von ihrem mehrwöchigen Aufenthalt:

Wir sind mit viel Energie und Offenheit angereist – Energie und Offenheit, zuzuhören und aufzunehmen, aber auch, selber zu teilen. Wir wollen uns hier ein wenig gegen einen Begriff des „Gebens“ wehren, weil er eine sehr nutzenfokussierte Dichotomie aufmachen könnte. Wir haben nicht einfach nur „gegeben und genommen“, sondern hatten das Gefühl, uns in einem ständigen, fluiden Austausch mit den zapatistischen Compas zu befinden. Wir haben immer wieder unsere Dankbarkeit dafür zum Ausdruck gebracht, was mit uns alles geteilt wurde, und müssen sagen, dass wir das Gefühl haben, dass das, was uns beigebracht wurde, sehr viel mehr wiegt als alles, was wir jemals hätten erzählen können. Wir sind den Compas unendlich und für immer dankbar für alles, was wir dort lernen und hören durften. Es war für uns alle eine politische Erfahrung, die uns immer im Herzen bleiben wird.

Otro mundo es posible?

Der Aufenthalt im Caracol hat uns viel Kraft, Mut und Motivation zu kämpfen gegeben, was wir in Europa manchmal etwas vermissen oder aus Pessimismus verlieren. Wir haben aufschlussreiche Geschichten dazu gehört, wie die Zapatistas mit Mutlosigkeit und Angst umgehen und hatten in einer Unterrichtsstunde auch die Gelegenheit, nach psychischer Gesundheit in der Region zu fragen. Was wir gehört haben, war sehr relevant auch für uns in unseren alltäglichen politischen Kontexten. Wir waren beeindruckt davon, wie hoffnungsvoll und fröhlich wir die Menschen im Caracol trotz des Kriegszustands kennengelernt haben und haben verstanden, wie wichtig es ist, viel zu lachen. Obwohl wir bezüglich unserer eigenen Geographien trotzdem auch pessimistisch sind, hoffen wir, dass wir das kleine Feuer, das die Zeit in Oventik in uns angezündet hat, nach Europa tragen können.

Wie ist es, wieder zurück in der Stadt zu sein

Manche von uns freuen sich in der Stadt darüber, sich wieder ganz frei und so weit sie wollen bewegen zu können. Wir würden als Tipp an zukünftige CELMRAZ-Besucher:innen in Oventik geben, sich seelisch darauf einzustellen, dass der Bewegungsspielraum im Caracol natürlich durchaus eingeschränkt ist – auch, wenn man die Möglichkeit hat, den Weg hoch zum Tor zurückzulegen und es außerdem mindestens einen Ausflug pro Woche gab. Ansonsten empfinden manche von uns die Rückkehr in die Stadt als durchaus belastend – nach der wunderbaren Ruhe im Caracol und der vollständigen Abwesenheit kapitalistischer Strukturen fanden wir es nicht einfach, wieder in die Stadt mit all ihren Restaurants, Kleiderläden und Tagestouren-Veranstaltern zurückzukehren – obwohl wir es bei San Cristóbal ja eigentlich sogar noch mit einer sehr beschaulichen Stadt zu tun haben. Rückkehrende aus Oventik sollten sich auf das eventuelle Einsetzen eines kleinen Kulturschocks einstellen. Wir fühlen allesamt ein wenig Liebeskummer und Sehnsucht nach Oventik.

Wir freuen uns jetzt schon sehr darauf, unsere gemachten Erfahrungen in unseren Kollektiven zu teilen und planen/hoffen teilweise, in unseren eigenen Zusammenhängen Begeisterung zu wecken, als Gruppe nach Oventik zu gehen. Eine von uns hofft, dass sie in Zukunft vielleicht mit ihrem Kollektiv Gelegenheit haben wird, für eine etwas längere Zeit dort ein Programm zu machen. Wir alle wären gerne noch länger geblieben.

Aktuelle Infos von den Compas des CELMRAZ

Sie haben betont, dass sie sich über viele Besucher:innen im Sprachen-Zentrum freuen und gesagt, dass wir in Europa daher sehr gerne dafür [für einen hier zuvor vorbereiteten Aufenthalt im CELMRAZ] Werbung machen sollen.

Internationalistisches Wandbild im Caracol Oventik | Foto: Colectivo gata-gata