Autonomes Vernetzungstreffen in Leipzig

Auf einem autonomen Vernetzungstreffen im Rahmen der Kurdistan-Tage in Leipzig ist über die aktuelle Lage feministischer Kräfte und ihrer Kämpfe weltweit diskutiert und im Anschluss daran ein Soli-Foto für die Freiheit Abdullah Öcalans gemacht worden.

Im Rahmen der Kurdistan-Tage in Leipzig fand am Samstag ein autonomes Vernetzungstreffen, organisiert von der feministischen Gruppe „Gemeinsam Kämpfen“, statt. Autonom meint hier ein Zusammenkommen nur mit Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter. Das Treffen fand mit rund 25 Personen verschiedenen Alters in einer gemütlichen Runde im Stadtteilgarten Querbeet im Leipziger Osten statt.

Zu Beginn wurde eine aktuelle Lage feministischer Kräfte und ihrer Kämpfe weltweit vorgestellt, um diese Kämpfe zu analysieren und daraus Wege und Entscheidungen für die Kämpfe vor Ort ableiten zu können. Dabei wurden zunächst die Zunahme antifeministischer Mentalitäten und daraus entstehender politischer Handlungen und patriarchaler Angriffe dargestellt. Auch die Herausforderungen, vor denen die feministische Bewegung mit der starken liberalen Vereinnahmung ihrer Kämpfe und der Zersplitterung der Bewegung steht, wurden thematisiert.

Schließlich wurde über die vielen Frauen und Menschen weiterer unterdrückter Geschlechter im Widerstand gegen das patriarchale System gesprochen. Dabei wurde auf die Vorreiterinnenrolle von Frauen in den autonomen Gebieten Chiapas (Mexiko) und Rojava (Westkurdistan) sowie bei der Revolution in Rojhilat (Ostkurdistan) und dem Iran eingegangen und die Hoffnung, die daraus auch in Deutschland entsteht, betont. Auch wurde der seit dem ersten Ausrufen des feministischen Streiks 2017 immer größer werdende internationalistische Geist, welcher vor allem aus der feministischen Bewegung in Lateinamerika hervorgeht, als Hoffnung und kraftgebend eingeordnet.

Danach folgte eine Diskussionsrunde, in welcher viel über die Zersplitterung der feministischen Kräfte in Leipzig und Deutschland gesprochen wurde und die Anwesenden die Frage diskutierten, warum der Aufbau einer kraftvollen, kämpferischen und kollektiven Bewegung vor Ort so schwer fällt. Immer wieder wurde dabei auf internationale Kämpfe wie die feministische Bewegung in Lateinamerika, die Kämpfe der Zapatistas und die Frauenrevolution in Kurdistan Bezug genommen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in den Diskussionen war das Hervorheben von gemeinschaftlichen Momenten, die einen Weg im Kampf gegen den Staat aufzeigen. Zum Ende gab es noch Linsensuppe und die Möglichkeit, sich beim gemeinsamen Essen weiter auszutauschen und zu vernetzen.

Im Anschluss wurde außerdem noch ein Foto für die Freiheit Abdullah Öcalans gemacht. Der Vordenker der kurdischen Bewegung, dessen Wirken elementar für die führende Rolle von Frauen in der kurdischen Freiheitsbewegung ist, ist seit dem 15. Februar 1999 gefangen auf der Gefängnisinsel Imrali. Die lange Haftzeit unter Isolationsbedingungen und die Morddrohungen, die er auch im Gefängnis erhält, sind auf der Welt einmalig. An seiner Person zeigt sich die massive antikurdische Repression, was seine Freiheit untrennbar mit der Freiheit des kurdischen Volkes verknüpft.

„Der Abend war ein weiterer Moment der Gemeinschaftlichkeit, der uns Kraft und Perspektive für unseren Kampf gibt und dem in einer deutschen Großstadt all zu oft zu wenig Bedeutung beigemessen wird", erklärten die Veranstalterinnen.

Weitere Veranstaltungen der Kurdistan-Tage, die von Gemeinsam Kämpfen, der Internationalistischen Jugendkommune und dem Rojava Solibündis Leipzig organisiert werden, sind unter https://www.planlos-leipzig.org/kurdistan-tage-leipzig/ zu finden.