Bei mehreren Drohnenangriffen des türkischen Staates in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) sind am Sonntag zwei Menschen getötet und weitere verletzt worden. Bei den Todesopfern handelt es sich um Mitglieder der Asayîş, wie die Sicherheitsbehörde am Abend mitteilte. Sie befanden sich demnach auf dem Weg aus Qamişlo in die weiter westlich gelegene Stadt Amûdê, als ihr Fahrzeug von einer Drohne erfasst wurde.
Als Menschen zur Hilfe eilten, wurde derselbe Ort erneut bombardiert, erklärte die Asayîş. Insgesamt acht Zivilpersonen seien dabei zum Teil schwer verletzt worden. Sie befinden sich in verschiedenen Krankenhäusern, bei einigen sei der Zustand kritisch. Angaben zu ihrer Identität machte die Behörde vorerst nicht, kündigte jedoch an, im Laufe des Tages nähere Einzelheiten zu den Angriffen zu nennen.
Es gehört zur psychologischen Kriegsführung der Türkei, der Bevölkerung in der AANES mit Hilfe eines „ungesehenen“ Zermürbungskrieges ein friedliches Leben und vor allem die Perspektive darauf unmöglich zu machen. Wesentliches Element dabei stellen unbemannte Kampfdrohnen dar, die einerseits gezielt gegen Vertreterinnen und Vertreter der Selbstverwaltungsstrukturen und Angehörige von Kampfverbänden vorgehen und andererseits die Zivilbevölkerung mit dem Ziel ins Visier nehmen, sie zu vertreiben. Die USA und Russland, die den Luftraum in Nord- und Ostsyrien kontrollieren, ignorieren den türkischen Drohnenterror, ebenso die internationale Gemeinschaft.
Ein Zermürbungskrieg mit Terror aus der Luft
Der Drohnenkrieg der Türkei gegen die AANES begann im Juni 2020 mit der Ermordung von drei Vertreterinnen des Frauendachverbands Kongra Star in Kobanê. Seitdem fanden mehr als 200 weitere Angriffe statt. Allein seit Anfang dieses Jahres sind laut den Daten der unabhängigen Medienorganisation Rojava Information Center (RIC) mehr als siebzig Menschen bei über fünfzig Drohnenangriffen in der AANES ums Leben gekommen. 15 Todesopfer waren Zivilpersonen, die anderen gehörten der Asayîş sowie Verbänden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) an, die weiterhin gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ kämpfen und Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe leisten. Zuletzt starben am Freitag bei einem Drohnenangriff in Minbic eine Kommandantin der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) und zwei Kämpferinnen des örtlichen Frauenmilitärrats.