Bei einem türkischen Drohnenangriff auf ein Dorf bei Ain Issa in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) ist ein Zivilist verletzt worden. Der 29-Jährige wurde von Granatsplittern an beiden Beinen getroffen. Er wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus in Raqqa gebracht, Lebensgefahr bestehe nicht.
Der Drohnenangriff gegen Ain Issa ereignete sich am Donnerstagnachmittag und zielte auf die Ortschaft Safewiyê (al-Safawiyah) östlich der Kleinstadt an der Verkehrsstraße M4. Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass die Region bereits seit den frühen Morgenstunden von Kampf- und Aufklärungsdrohnen türkischer Herkunft überflogen wird.
Ain Issa befindet sich südlich der türkischen Besatzungszone in Nordsyrien und ist als Verbindungsglied zwischen den selbstverwalteten Regionen Euphrat mit Kobanê in seinem Zentrum und Cizîrê von strategischer Bedeutung. Seit 2019 befindet sich die Stadt wie praktisch die gesamte AANES im Rahmen eines Zermürbungskrieges im Fadenkreuz der Türkei und ihrer islamistischen Proxy-Truppen, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. Türkische Drohnenangriffe sind dabei keine Seltenheit.
Ein Zermürbungskrieg mit Terror aus der Luft
Der Drohnenkrieg der Türkei gegen die AANES begann im Juni 2020 mit der Ermordung von drei Vertreterinnen des Frauendachverbands Kongra Star in Kobanê. Seitdem fanden mehr als 200 weitere Angriffe statt. Allein seit Anfang dieses Jahres sind laut den Daten der unabhängigen Medienorganisation Rojava Information Center (RIC) mehr als siebzig Menschen bei über fünfzig Drohnenangriffen in der AANES ums Leben gekommen. 15 Todesopfer waren Zivilpersonen, die anderen gehörten der Sicherheitsbehörde Asayîş sowie Verbänden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) an, die weiterhin gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) kämpfen und Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe leisten. Die USA und Russland, die den Luftraum in Nord- und Ostsyrien kontrollieren, ignorieren den türkischen Drohnenterror, ebenso die internationale Gemeinschaft.
YPJ-Kommandantin gezielt ermordet
Vergangenen Sonntag waren bei einem türkischen Drohnenangriff in Qamişlo zwei Asayîş-Mitglieder getötet worden. Als Menschen zur Hilfe eilten, wurde derselbe Ort erneut bombardiert. Infolge der zweiten Bombardierung wurden acht Zivilpersonen zum Teil schwer verletzt. Am Freitag zuvor wurden in Minbic bei einem Drohnenschlag der Türkei eine langjährige Kommandantin der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) und zwei Kämpferinnen des örtlichen Frauenmilitärrats getötet. Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn verurteilte die Tötung der drei Frauen und äußerte Bedauern. Einer von ihnen, Şervîn Serdar, war Asselborn persönlich begegnet.