Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat Bedauern über den tödlichen Angriff auf Kämpferinnen der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) geäußert. Bei dem nahe Minbic in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) am vergangenen Freitag verübten Drohnenschlag gegen ein Fahrzeug der YPJ waren Şervîn Serdar, Nûcan Ocalan und Canda Cûdî getötet worden. Die drei Kämpferinnen gehörten dem Frauenmilitärrat von Minbic an, Şervin Serdar war zudem Kommandantin des Verbands und zugleich Teil der militärischen Leitungs- und Kommandostruktur der YPJ. Ihr war Asselborn persönlich begegnet.
„Außenminister Asselborn bedauert zutiefst die Tötung dreier Mitglieder der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) in Minbic bei einem gezielten Drohnenangriff am vergangenen Freitag. Der Minister traf sich 2016 mit einem der Opfer, Şervîn Serdar, um seine Unterstützung im gemeinsamen Kampf gegen den Islamischen Staat auszudrücken“, heißt es in einer Mitteilung, die das luxemburgische Außenministerium bereits gestern auf der Plattform X (ehemals Twitter) veröffentlichte.
Khaled Davrisch, Vertreter der AANES in Deutschland, stimmte den Worten Asselborns zwar zu, findet „Bedauern“ über den Vorfall aber eindeutig zu wenig. Auch deshalb, weil eine Täterbenennung, in dem Fall der türkische Staat, nicht erfolgt ist. „Worte allein reichen ohnehin nicht aus“, betonte Davrisch gegenüber ANF. „Es ist an der Zeit, konkrete Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt und zum Schutz der Menschen in Syrien zu ergreifen“, fordert er.
Der Drohnenkrieg der Türkei gegen die AANES begann im Juni 2020 mit der Ermordung von drei Vertreterinnen des Frauendachverbands Kongra Star in Kobanê. Seitdem fanden weitgehend ignoriert von der internationalen Öffentlichkeit über 200 weitere Angriffe statt. Allein in diesem Jahr sind laut den Daten der unabhängigen Medienorganisation Rojava Information Center (RIC) mehr als siebzig Menschen bei über fünfzig türkischen Drohnenangriffen in der AANES ums Leben gekommen. 15 Todesopfer waren Zivilpersonen, die anderen gehörten der Asayîş sowie Verbänden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) an.
Die Begegnung Jean Asselborns mit Şervîn Serdar hatte 2016 im Rahmen der Befreiungsoffensive der QSD gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) stattgefunden. Es waren die QSD, deren Rückgrat die YPJ und YPG bilden, die den IS am Boden bekämpften, während eine von den USA geführte Militärkoalition die Dschihadisten aus der Luft bombardierte. Luxemburg ist Partner der Anti-IS-Koalition. Şervîn Serdar, die schon in Kobanê gegen den IS gekämpft hatte, nahm damals in verschiedenen Ländern für die YPJ an diplomatischen Gesprächen teil, unter anderem im Elysee-Palast in Frankreich.