Die Volksverteidigungseinheiten haben eine Meldung des türkischen Verteidigungsministeriums dementiert, wonach fünf ihrer Kämpfer bei einem vermeintlichen Angriffsversuch auf Besatzungstruppen in Nordsyrien „neutralisiert” worden seien. Der behauptete Vorfall in einer nicht näher benannten Region im „Gebiet der Operation Friedensquelle“, wie die Türkei zynisch ihre illegale Besatzungszone in den nördlichen und nordwestlichen Regionen Syriens nennt, sei frei erfunden.
„Die Truppenbewegungen unserer Kräfte umfassen nicht die Besatzungsgebiete”, erklärte ein Sprecher der YPG am Sonntag. Insofern entspreche die Behauptung, dass Angehörige des Verbands als Reaktion auf einen versuchten Angriff getötet worden sein sollen, nicht der Wahrheit.
Seit Wochen verbreitet die Türkei bereits Meldungen über angebliche Angriffe der YPG und anderer Kampfverbände der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) auf türkische Besatzungstruppen und dschihadistische Verbündete, um eine Grundlage für Aggressionen gegen die Autonomiegebiete zu schaffen. Am Mittwoch kündigte Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu in Ankara an, man werde „alles tun“, um die Region von „Terroristen zu säubern”. Jeder Schritt gegen die YPG, die das Rückgrat der 2015 gebildeten QSD sind, sei angesichts offensichtlicher Bedrohungen „sowohl für die nationale Sicherheit als auch die territoriale Integrität Syriens” wichtig. Russland und die USA hätten sich nicht an „gemeinsam getroffene Vereinbarungen“ gehalten, sein Land müsse „die Sache nun selbst in die Hand nehmen“, so Çavuşoğlu.
Zwei Tage zuvor hatte sich bereits Präsident Recep Tayyip Erdoğan nach einer Kabinettssitzung zu Wort gemeldet und erklärt, Ankara sei entschlossen, die von Nordsyrien ausgehenden Bedrohungen „entweder selbst oder mit Unterstützung aktiver lokaler Kräfte“ zu beseitigen. In den Tagen zuvor war es zu einer Reihe von tödlichen Angriffen gegen türkische Polizisten und Soldaten in der Besatzungszone gekommen, für die die QSD verantwortlich gemacht wurden. Zudem sollen nach türkischer Darstellung mehrere Lenkraketen in Gaziantep (ku. Dîlok) gelandet sein. Die QSD sprachen von „erfundenen Nachrichten“ und wiesen die Beschuldigungen umgehend zurück.
Die Türkei ist in der Vergangenheit immer wieder völkerrechtswidrig gegen die selbstverwalteten Gebiete im mehrheitlich von Kurdinnen und Kurden bewohnten Norden von Syrien vorgegangen. Im Verlauf von drei Angriffskriegen in den Jahren 2016, 2018 und 2019 wurden weite Teile im Grenzstreifen besetzt, darunter Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî. Das im Vorfeld als Rechtfertigung für den Militäreinsatz geltend gemachte Selbstverteidigungsrecht lag damals wie heute nicht vor.