YPG-Kommandant Şervan Heleb erliegt Herzinfarkt

Şervan Heleb war 30 Jahre aktives Mitglied der kurdischen Befreiungsbewegung. Nun erlag er in Hesekê einem Herzinfarkt. Die YPG bezeichnen seinen Tod als großen Verlust für Kurdistan.

Die Volksverteidigungseinheiten (YPG) trauern um einen langjährigen Kommandanten. Şervan Heleb ist am Mittwoch in der nordostsyrischen Metropole Hesekê an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Der Kampfverband erklärt zum Tod Helebs: „Er war Genosse, Verfechter der Arbeit und Pionier der harten Kämpfe. Vom Çiyayê Kurmênc bis nach Dersim war Hevalê Şervan zu jedem Moment mit einem unerschütterlichen Glauben und Hingabe im Widerstand mit dem Ideal, unser Volk aus dem Klammergriff des Genozids zu befreien und es zu rächen. Als seine Weggefährtinnen und Kameraden ist es unser Bestreben, seinen Kampf und den aller Gefallener bis zum Ende fortzusetzen. Wir sprechen der Familie unseres Kommandanten, unserem Volk und allen Kämpferinnen und Kämpfern, die an den Fronten des Krieges unerbittlichen Widerstand leisten, unser Beileid aus.“

Şervan Heleb hieß mit bürgerlichem Namen Hesen Bekir und stammte gebürtig aus der Efrîn-Region, die seit 2018 von der Türkei besetzt ist. 1993 schloss er sich der kurdischen Befreiungsbewegung an. Er ging in die Bekaa-Ebene im Libanon, wo die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) damals noch im Dorf Helve ihre Mahsum-Korkmaz-Akademie betrieb. In dem Camp begegnete Heleb auch dem PKK-Begründer Abdullah Öcalan. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Guerillakämpfer wechselte er an die Kriegsfronten in den Bergen Kurdistans. Er kämpfte in verschiedenen Gebieten der Botan-Region sowie in den Provinzen Çewlîg (tr. Bingöl) und Dersim und blieb auch dort, als er verletzt wurde.

Erst kurz vor der Rojava-Revolution ging Şervan Heleb zurück ins westliche Kurdistan. Hier wirkte er am Aufbau der Selbstschutzeinheiten „Yekinêyên Xweparastina Gel“ (YXG) mit, die im Jahr 2011 kurz nach dem Aufkommen des „Arabischen Frühlings“ in Syrien konspirativ gegründet worden waren. Auch war er am Prozess der Umstrukturierung der YXG zu den YPG beteiligt. Er war einer der Kommandanten, die in Aleppo Widerstand leisteten, die Bevölkerung auf Grundlage des „revolutionären Volkskrieges“ organisierten und maßgeblich die Befreiung der Stadtteile Şêxmeqsûd und Eşrefiye ermöglichten. An der finalen Offensive der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Deir ez-Zor war er ebenso beteiligt wie an der Befreiung mehrerer ezidischer Frauen, die von den Dschihadisten aus Şengal in das sogenannte IS-Kalifat verschleppt worden waren.


„Şervan Heleb widmete sich seinem Kampf mit dem widerständigen Geist von Rêber Apo. Über drei Jahrzehnte lang war er Teil des Befreiungskampfes und all diese Jahre im Widerstand hätten die Seiten von Dutzenden Büchern füllen können. Große Bedeutung maß er der Linie der Frauenbefreiung bei. Er pflegte eine echte und aufrichtige Freundschaft zu seinen weiblichen Genossinnen, denn für ihn war die Partizipation von Frauen stets zentral, ob im Alltag oder im Krieg. Die Avantgarde der Frauen war ihm ein besonderes Anliegen“, schreiben die YPG und bezeichnen den bezeichnen den Tod von Şervan Heleb als großen Verlust für Kurdistan. Über sein Lebensende tröste jedoch die Erinnerung an den Kommandanten und seine Leidenschaft für das freie Leben.