„Wir werden den türkischen Staat von diesem Land vertreiben“

Angesichts von türkischer Besatzung und tagtäglichen Angriffen erklären Vertreter:innen von Parteien und Räten der assyrischen Bevölkerung des nordsyrischen Landkreises Til Temir ihre Bereitschaft zum Kampf, um die Invasoren zu vertreiben.

Täglich wird der Landkreis Til Temir zum Ziel türkischer Artillerieangriffe aus den besetzten Gebieten um Serêkaniyê und Girê Spî. Während viele Bewohner:innen des vorwiegend von der christlich geprägten Minderheit der Assyrer:innen bewohnten Landkreises aufgrund von Lebensgefahr den Landkreis verlassen haben, zeigen sich andere bereit zum Kampf gegen die Invasionstruppen. Im ANF-Gespräch äußern sich Şemon Yunan von der Demokratischen Assyrischen Partei – Syrien und Sergon Sileyon vom Assyrischen Volksrat in Syrien zu den Entwicklungen in Til Temir.


Angriffe richten sich gegen die gesamte Bevölkerung der Region“

Yunan betont, dass der türkische Staat willkürlich angreift. Mit Verweis auf Angriffe wie den gegen Dirdara bei Til Temir, bei dem Montag zwei Zivilisten verletzt worden waren, sagt er: „Die Rechtsverletzungen, die mit den Angriffen auf assyrische Dörfer wie Telişnan und Dirdara vollzogen werden, richten sich gegen die gesamte Bevölkerung der Region. Es wird kein Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen gemacht. Alle befinden sich im Fadenkreuz.

Handeln, um die Menschen auf ihrem Land zu halten“

Sie wollen mit ihren Angriffen den Frieden zwischen den Völkern stören und Feindschaft herbeiführen. Alle Menschenrechtsorganisationen, die sich in der Region befinden, sollen hierherkommen, sich die Situation mit eigenen Augen ansehen und ihre Rolle wahrnehmen. Dieser Rechtsbruch muss enden. Schreibt nicht nur in der Presse darüber. Ihr müsst handeln, um die Menschen auf ihrem Land zu halten."

Seit 1915 die gleiche Politik“

Yunan erinnert an die Genozide an der armenischen und assyrischen Bevölkerung und sagt: „Das Vorgehen des türkischen Staats ist seit dem Seyfo-Massaker bekannt. Die Rechtsverletzungen dauern bis heute fort. So wie in der Vergangenheit Suryoye, Armenier:innen und Assyrer:innen massakriert wurden, werden heute die Völker von ganz Nord- und Ostsyrien attackiert. Die gesamte internationale Öffentlichkeit, die Menschenrechtsorganisationen innerhalb und außerhalb Syriens und alle Parteien müssen eine Lösung für die Region finden und die täglichen Angriffe auf die Zivilbevölkerung verhindern.“

Zivilist:innen werden umgebracht“

Sergon Sileyon vom Assyrischen Volksrat in Syrien verurteilt die Angriffe und sagt: „Der türkische Staat greift das Gebiet mit seiner Armee und seinen Söldnertruppen an und zielt dabei direkt auf die Zivilbevölkerung. Aufgrund der Angriffe stürzen die Häuser der Zivilbevölkerung ein. Zivilisten werden ermordet, darunter auch Frauen und Kinder. Die assyrischen Dörfer bei Til Temir sind von türkischer Besatzung bedroht. Insbesondere um die Dörfer Telişnan, Dirdara, Şex Ali und Micebra haben die Angriffe zugenommen.“

Sie werden ihr Ziel nie erreichen“

Sileyon weist auf die historische Dimension hin und sagt: „Das ist nichts neues bei den Osmanen. 1915 wurden beim Seyfo-Massaker Tausende Menschen ermordet. Bis heute ermorden die Osmanen Armenier, Suryoye und Assyrer. Sie haben viele Verbrechen begangen. Der unter der Führung der Muslimbruderschaft stehende türkische Staat will ganze Komponenten der Bevölkerung dieser Region vernichten. Er will einen Zustand der Angst und Feindschaft unter der Bevölkerung schaffen, die als Einheit ihr Land verteidigen. Sie werden ihr Ziel nie erreichen. Wir werden sie aus Syrien herauswerfen. Es war bereits bekannt, dass der türkische Staat der beste Freund des „Islamischen Staat“ (IS) war. Wir werden diejenigen, die unsere Region angreifen, die Suryoye direkten Massakern aussetzen, unsere Kirchen, unsere Häuser und unser Eigentum zerstören und die Vertreibung der Bevölkerung verursachen, von diesem Land vertreiben. Die internationale Gemeinschaft muss sich ernsthaft mit dem Thema befassen und die Invasionsangriffe stoppen.“