Westen von Kobanê nach türkischem Beschuss ohne Strom

Der Westen des Kantons Kobanê ist seit Tagen von der Stromversorgung abgeschnitten – als Folge türkischer Bombardierungen. Reparaturarbeiten können aufgrund hohen Gefahrenpotenzials durch fortgesetzten Beschuss nicht erfolgen.

Ein großer Teil des Kantons Kobanê in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist seit Tagen von der Stromversorgung abgeschnitten – als Folge von Bombardierungen durch die türkische Armee. Wie die Energiebehörde für die Euphrat-Region mitteilte, betrifft der Stromausfall nahezu den gesamten Westen des Kantons. Dringende Reparaturarbeiten konnten aufgrund eines hohen Gefahrenpotenzials durch fortgesetzten Beschuss bisher nicht ausgeführt werden, so die Behörde.

Am Donnerstagabend hatte die türkische Armee mehrere Ziele im Kanton Kobanê sowohl aus der Luft als auch vom Boden angegriffen. In der Nähe des Dorfes Ehmed Mûnîr wurde ein Fahrzeug von einer unbemannten Kampfdrohne bombardiert, seine Umgebung wurde aus Panzern beschossen. Die größere Ortschaft Şêxler (auch Şiyux), die am Ufer des Euphrat und etwa 35 Kilometer südwestlich der Kantonshauptstadt Kobanê liegt, ist ebenfalls attackiert worden.

In Şêxler selbst traf es die Hauptverteilerstation, die den gesamten Westen des Kantons Kobanê mit Strom versorgt. Im benachbarten Weiler Siftekê, durch das die Kabel vom Umspannwerk zu mehreren kleinen Trafostationen verlaufen, schlug ebenfalls von der türkischen Artillerie abgefeuerte Artillerie ein. Dabei wurde das Hauptkabel schwer beschädigt. Ohne Elektrizität funktioniert auch die Wasserversorgung in der Region nicht.

Krieg ohne Aufmerksamkeit

Seit Anfang Oktober legt die Türkei mit Luft- und Bodenangriffen gezielt die Versorgung der Bevölkerung Nord- und Ostsyriens lahm. Rund achtzig Prozent der zivilen Infrastruktur sind vernichtet worden – Wasser- und Energieversorgung, Krankenhäuser, Schulen, Fabriken, Anbauflächen, Ölfelder und Warenlager wie etwa Getreidesilos, außerdem wurden Dutzende Menschen getötet. Diese Attacken, deren einziger Zweck es ist, Zivilpersonen in Angst und Schrecken zu versetzen und zu vertreiben, sind Kriegsverbrechen. Von der internationalen Gemeinschaft erfährt der türkische Krieg gegen Nord- und Ostsyrien beziehungsweise Rojava nahezu keine Aufmerksamkeit.