Weiterer Leichenfund in Camp Hol

Ermittler der Inneren Sicherheit haben im Hol-Camp in Nordostsyrien die Leiche einer Frau gefunden. Bei dem Opfer handelt es sich um eine 30-jährige Turkmenin, die von IS-Anhängerinnen erwürgt wurde.

Die Zahl der Gewaltfälle von Anhänger*innen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gegen Schutzsuchende im Camp Hol (al-Haul) in Nordostsyrien steigt. Erneut ist es in dem Lager nahe Hesekê im syrisch-irakischen Grenzgebiet zu einem Mord gekommen.

Nach Angaben von Kräften der Inneren Sicherheit wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Den Ermittler*innen zufolge handelt es sich um die 30-jährige Esma Abdurrahman, einer Schutzsuchenden mit turkmenischer Staatsangehörigkeit. Laut Obduktion wurde das Opfer erwürgt, weil es sich nicht „schariakonform“ kleidete.

Erst vor fünf Tagen wurde in Hol eine Pakistanerin von IS-Anhängerinnen gesteinigt, weil sie ihr Leben nicht nach den Gesetzen der Scharia ausgerichtet habe. Die Ermittlungen und die Fahndung nach den Täterinnen dauern an.  

Drastischer Anstieg der islamistisch motivierten Gewalt

Schon seit Monaten kommt es im Camp Hol zu Gewaltvorfällen. Parallel zum Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien ist die islamistisch motivierte Gewalt in dem Lager noch weiter angestiegen. Anhängerinnen des sogenannten IS haben einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Frauen aus dem Camp für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Mit einer „Religionspolizei” (Hisba) versuchen sie zudem, ihre tyrannische Herrschaft aufrechtzuerhalten.

Zwar besteht dringender Bedarf, gegen die im Camp verbreitete IS-Ideologie vorzugehen. Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens wird mit dem Problem allerdings alleingelassen. Während sich im Zuge des Kampfes gegen den Terror mehr als 60 Länder zur internationalen Koalition gegen den IS zusammenschlossen, um die Dschihadistenmiliz zu bekämpfen, scheint keines von ihnen an Rehabilitationsmaßnahmen für die mehr als 55.000 IS-Anhänger mit ihren Frauen und Kindern aus fast 50 Ländern interessiert zu sein. Auch Appelle der nordostsyrischen Selbstverwaltung an die internationale Staatengemeinschaft und Organisationen wie die Vereinten Nationen, einem Wiedererstarken des IS angesichts der türkischen Invasion mit sofortigem Handeln entgegenzusetzen, bleiben weiterhin unerhört.