In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien finden die Vorbereitungen für das assyrische Neujahrsfest Akitu statt. Der Countdown läuft schon seit Newroz, dem eigentlichen Beginn der Feierlichkeiten. Fleißig werden die Siedlungsgebiete der christlichen Suryoye-Völker geschmückt für diesen bedeutenden Tag, der bereits zum 6.773 Mal begangen wird.
Das Akitu lässt sich auf eine jahrtausendalte Tradition zurückführen und gehört zu den ältesten Festen der Welt. Es hat seinen Ursprung in der antiken sumerischen Zivilisation des Zweistromlandes Mesopotamien. Akitu beginnt nach der Tagundnachtgleiche am 21. März und findet seinen Höhepunkt am 1. April. Dieser Tag markiert den Termin zur Gerstenaussaat. Noch bis ins späte zweite Jahrtausend v. Chr. wurden zwei Feste mit elftägigen Prozessionen und religiösen Ritualen begangen, nämlich zur Gerstenaussaat und später noch einmal zur Gerstenernte.
Das Wort Akitu ist Sumerisch und bedeutet nichts anderes als Fest. Bis vor 5.000 Jahren schloss es noch mit der wichtigsten Zeremonie, der Vollziehung der „Heiligen Hochzeit“ zwischen dem Herrscher der Stadt Uruk und der Göttin Inanna sowie dem Segen aller Götter ab. Im Gilgamesch-Epos bricht der patriarchale Mann Gilgamesch diese Tradition und verweigert der sumerischen Stadtgöttin Inanna die Hochzeit, so bringt er großes Unglück über Uruk herab. Traditionell ist Akitu auch eng mit der Schöpfungsgeschichte verbunden. Im Rahmen der Durchsetzung patriarchaler gesellschaftlicher Strukturen und staatlicher Zivilisation wurde aus der Muttergöttin Tiamat zu mittelbabylonischer Zeit ein Drache, der von ihrem eigenen Sohn bzw. Enkel Marduk getötet wurde und aus deren Körper die Welt geschaffen worden war. Dieser Kampf wurde während des Festes, das zu babylonischer Zeit Rêš-šattim hieß, immer wieder nachgestellt.
Heute hat das Akitu-Fest kaum noch religiöse, sondern vielmehr eine kulturelle und politische Bedeutung inne. Es gilt als Symbol der Auferstehung und des Beginns des neuen Jahres. Da Festtraditionen um Frühlingsbeginn und Aussaat insbesondere im Kontext der neolithischen Revolution und der damit beginnenden organisierten Landwirtschaft von Bedeutung sind, ist anzunehmen, dass Akitu noch weit älter ist und in der Frühzeit vom Göttinnen-Kult geprägt war. Auf Beschluss der Autonomieverwaltung ist Akitu seit 2022 ein gesetzlicher Feiertag in Nord- und Ostsyrien. In diesem Jahr gibt es mit dem Sonntag, 2. April, zusätzlich einen arbeits- und schulfreien Tag.