Vatikan-Delegation besucht Nord- und Ostsyrien

Franziskanerinnen befinden sich im Namen des Vatikan auf Delegationsreise durch Nord- und Ostsyrien, um das demokratische Gesellschaftsmodell kennenzulernen. Im Mittelpunkt stehen interreligiöser Dialog, die Rolle der Frau und der Austausch über Frieden.

Interesse an Rojava-Modell und interreligiösem Dialog

Eine Delegation von Vertreterinnen des Vatikans hält sich derzeit in Nord- und Ostsyrien auf, um sich ein Bild vom politischen System der Demokratischen Selbstverwaltung (DAANES) zu machen und institutionelle Kontakte zu vertiefen. Im Zentrum der Gespräche stehen das interreligiöse Zusammenleben, die Rolle von Frauen und der Dialog über Frieden und Menschenrechte.

Begegnung mit religiösen, politischen und zivilgesellschaftlichen Kräften

Der Vatikan-Delegation gehören drei Ordensschwestern der Kongregation der Franziskaner-Missionarinnen Mariens an: Teresa Kanakri (Syrien), Nadia Amin Ghali (Ägypten) und Mary Habib Keyrouz (Libanon). Begleitet wird die Gruppe unter anderem von Armin Mardo, Sprecher des Christlichen Kirchenrats von Aleppo und Mitglied des Religiösen Rats der DAANES, sowie vom Vertreter des Christlich-Religiösen Rats in Raqqa, Karakious Klayjian.

Empfangen wurde die Delegation am Sonntag in Qamişlo in der Abteilung für Außenbeziehungen der Autonomieverwaltung, wo sie von den Ko-Vorsitzenden Ilham Ehmed und Fanar al-Kaeet sowie deren Stellvertretenden Gulîstan Elî und Rubel Baho begrüßt wurde. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Anschluss wurden kleine Geschenke als Zeichen des Respekts ausgetauscht.

Besuch bei Öcalan-Initiativen: Dialog über Frieden und Frauenrechte

Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch bei der Initiative für die Freiheit von Abdullah Öcalan, sowie bei dem Anwaltsverband Nord- und Ostsyriens. Dort wurde die Delegation von Initiativeensprecher Ferzende Munzur sowie weiteren Handelnden beider Verbände empfangen.

Ferzende Munzur wies in dem Gespräch auf Öcalans „Appell für Frieden und eine demokratische Gesellschaft“ vom 27. Februar hin, der – so Munzur – ein humanistischer Aufruf sei, dem jedoch von staatlicher Seite in der Türkei bisher nicht entsprochen wurde.

Die Juristin Bashira Jamal Al-Din betonte, dass Öcalans Ideen viele Frauen und Gemeinschaften in der Region zusammengebracht hätten. Man bemühe sich darum, diese Errungenschaften trotz fortgesetzter Angriffe zu verteidigen. Die Aktivistin Necah Gulo fügte hinzu, dass man dank dieser Ideale bedeutende Fortschritte gemacht habe – und dass der Einsatz für diese Prinzipien weitergehen werde.

Vatikan äußert sich positiv zum Zusammenleben der Völker

Die Mitglieder der Vatikan-Delegation zeigten sich laut einer Mitteilung beeindruckt vom friedlichen Miteinander der unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppen in der Region. Sie betonten, wie wichtig es sei, solche Modelle des Zusammenlebens zu fördern. Zum Abschluss des Besuchs überreichten die Vertreter:innen der Initiative den Gästen alle fünf Bände von Abdullah Öcalans „Manifest der demokratischen Zivilisation“.

Weitere Programmpunkte geplant

Die Delegation wird im Laufe der kommenden Tage auch den Religionsrat von Nord- und Ostsyrien, das Büro für diplomatische Beziehungen, sowie Vertreter:innen des Demokratischen Syrienrats (MSD), der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) und der Assyrischen Einheitspartei treffen. Ziel sei es, Einblicke in das politische, gesellschaftliche und religiöse Leben der Region zu gewinnen und den Dialog langfristig auszubauen.