Der türkische Staat hat rund 800 Familien von türkeitreuen Dschihadisten aus der umkämpften Provinz Idlib im Nordwesten Syriens nach Efrîn transferiert. Das berichtet die in Rojava ansässige Nachrichtenagentur ANHA (Hawarnews) am Dienstag. Dabei soll es sich größtenteils um Angehörige von Mitgliedern der Milizen „Sultan-Murad-Brigade“ und „Brigade der Bergfalken“ handeln.
Seit die syrische Armee kürzlich mit russischer Unterstützung eine Offensive gegen die bisher überwiegend von islamistischen und dschihadistischen Milizen kontrollierte Region Idlib gestartet hat, kommt es auf beiden Seiten zu hohen Verlusten. Die Türkei versucht zu retten, was zu retten ist, und schleust ihre Milizen aus der sogenannten „Rebellenprovinz“ in die von ihr besetzten Gebiete. Die leidtragende Bevölkerung der schwer umkämpften Region wird ihrem Schicksal überlassen. Mehr als 520.000 Menschen seien seit Anfang Dezember vor der Gewalt in Idlib und angrenzenden Gebieten geflohen, teilte ein Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe am Dienstag in Genf mit. 80 Prozent der Flüchtlinge sind demnach Frauen und Kinder.
Während mittlerweile weit über 300.000 Flüchtlinge an der abgeriegelten Grenze zum Nachbarland ausharren, setzt das AKP-Regime seine Siedlungspolitik in Nordsyrien fort. Nach vorliegenden Informationen wurden allein in Tirinde im Zentrum der Kantonshauptstadt Efrîn 55 Dschihadistenfamilien aus Idlib angesiedelt. Nach Ain Dara, einem antiken Siedlungshügel aus der späthethitischen Zeit, wurden sogar 240 Familien von Islamisten verlegt. Weitere Daten aus Zentral-Efrîn lauten:
Ister: Zwei Familien
Kifere: 85 Familien
Coqê: 24 Familien
Babiletê: 62 Familien
Til Tewil: 45 Familien
In Şêrawa ist die Lage ähnlich. In Burc Heyder, einer größeren Ortschaft in dem nicht vollständig von der Türkei besetzten Kreis, wurden 86 Familien aus Idlib angesiedelt, in Iska 66 und weitere 38 Milizionärsfamilien in Basutê. Im Kreis Cindirês halten sich in der Ortschaft Kefer Zetê insgesamt 57 Familien von Islamisten auf. Knapp 40 weitere Familien sollen in bisher unbekannten Orten untergebracht worden sein.