Türkei schleuste Menschen aus Turkstaaten systematisch zum IS
Die Mehrheit der IS-Dschihadisten, die sich in al-Bagouz den QSD ergeben haben, stammt aus sogenannten Turkstaaten.
Die Mehrheit der IS-Dschihadisten, die sich in al-Bagouz den QSD ergeben haben, stammt aus sogenannten Turkstaaten.
In den vergangenen Wochen haben sich in der letzten IS-besetzten Zone im nordostsyrischen al-Bagouz Tausende IS-Dschihadisten den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) ergeben oder wurden festgenommen. Die Zusammensetzung der gefangen genommenen Dschihadisten ist auffällig. Die Mehrheit von ihnen kommt aus sogenannten Turkstaaten, wie Turkmenistan, Ost-Turkestan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien und Aserbeidschan.
Die Verbindung Zentralasien – Türkei – Syrien
Die Mehrheit von ihnen hat sich dem IS gemeinsam mit ihren Familien angeschlossen. Sie benutzten allesamt die gleiche Route über die Türkei. Von dort wurden sie mit Hilfe von Schleusernetzwerken nach Syrien gebracht. Auch ihre Stationen in Syrien sind augenfällig.
Route über Idlib und al-Bab
Die Route des größten Teils der Dschihadisten, die sich vor 2015 dem IS angeschlossen hatten, ging über Akçakale und das damals vom IS besetzte Girê Spî (Tell Abyad). Als dann die Grenze zwischen Kilis und Dscharablus eingerichtet wurde, reisten die meisten der Dschihadisten über al-Rai (Çobanbey). Im vergangenen eineinhalb bis zwei Jahren kamen die Dschihadisten zum größten Teil über al-Bab und Idlib.
Sie wurden nach Syrien geschickt
Auffällig ist, dass die Aussagen der Dschihadisten aus den Turkstaaten schwammig werden, sobald es um die Schleusernetzwerke geht. Es heißt aber, dass sie systematisch über die Grenze gebracht worden seien. Die Mehrheit der sich ergebenden Dschihadisten erklärt, dass sie sehr einfach einen Aufenthaltstitel in der Türkei erhalten hätten und mit dem Beginn des Syrienkriegs nach Syrien geschickt worden seien.
„In Syrien gibt es Häuser, Besitz, es gibt einfach alles …“
Auf die Frage, warum sie nach Syrien gekommen seien oder was sie sich von Syrien versprochen haben, kommen von den meisten Dschihadisten Aussagen wie: „Uns wurde gesagt, es gibt dort Arbeit, Land, Besitz, uns werde alles gehören.“ Immer wieder berichten sie vom schweren Leben in der Türkei und der Verteuerung des alltäglichen Lebens dort, und deshalb sei es für sie attraktiv gewesen, nach Syrien zu gehen.
Eine Politik mit osmanischer Tradition
Der türkische Staat hat derartig viele Menschen aus Turkstaaten nach Syrien geschickt, dass bei Beobachter*innen unweigerlich Assoziationen mit der osmanischen Siedlungspolitik zur Durchsetzung von Herrschaft hervorgerufen werden. Die Türkei hat mit dem Beginn des Syrienkriegs den Streifen von Aleppo bis Mosul in osmanischer Tradition wie ihr eigenes Territorium behandelt.
Erst Siedlung, dann Besetzung
Seit Beginn des Krieges verbirgt die Türkei nicht ihre Ambitionen, Teile Syriens zu annektieren. Der türkische Staat besetzte Idlib, Efrîn, Azaz, Dscharablus und al-Bab, ein sehr großes Stück syrischen Territoriums. Anschließend wurden sehr viele Personen, insbesondere aus Turkstaaten, dort angesiedelt. Diese Politik kann als eine Siedlungspolitik, mit welcher die Besatzung untermauert werden soll, gelesen werden.
Der Grund für die Siedlungspolitik aus Turkstaaten
Politische Beobachter*innen beschreiben den Hintergrund in dieser Ansiedlung von Menschen aus den Turkstaaten folgendermaßen: „Es ging zunächst darum dafür zu sorgen, dass der IS die gesamte Region beherrscht und dann wie in Dscharablus, al-Bab und Azaz unter dem Vorwand des Kampfes gegen den IS, die Region zu besetzen und durch die Menschen aus den Turkstaaten auch die Bevölkerungszusammensetzung in der Region zu beherrschen.“
Die QSD verhinderten die Pläne
Aber hauptsächlich die YPG und die YPJ haben dem IS mit ihrem Widerstand seine erste Niederlage beigebracht und rückten dann Schlag auf Schlag gegen den IS vor. Die QSD säuberten viele Städte vom IS und vereitelten so die Pläne der Türkei. Nachdem der türkische Staat gesehen hatte, dass der IS in Kobanê eine schwere Niederlage erfahren würde, führte der Nationale Sicherheitsrat am 30. Oktober 2014 seine längste Sitzung in der Geschichte der Republik Türkei durch und erklärte den Kurd*innen einen umfassenden Krieg.