Tränengas und Wasserwerfer bei Beerdigung von Mîr Perwer

Die türkische Polizei hat den Leichnam des in Paris ermordeten Musikers Mîr Perwer verschleppt und nur die engsten Angehörigen zur Beerdigung zugelassen. Die wütenden Trauergäste wurden mit Tränengas, Plastikmunition und Wasserwerfern angegriffen.

Die Leiche des am 23. Dezember zusammen mit Evîn Goyî (Emine Kara) und Abdurrahman Kızıl in Paris ermordeten kurdischen Musikers Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) ist an seinen Geburtsort Mûş überführt und am Flughafen von Angehörigen, dem KCD-Vorsitzenden Berdan Öztürk und HDP-Abgeordneten abgeholt worden. Der Sarg sollte begleitet von einem Konvoi zur Beerdigung nach Ewran (tr. Yeşilova) gebracht werden, wurde jedoch von der Polizei am Flughafen verschleppt und auf einer anderen Route in das Dorf gebracht. Die Menschenmenge, die an der Beerdigung teilnehmen wollte, wurde von der türkischen Militärpolizei aufgehalten.

 

Auch die HDP-Abgeordnete Gülistan Kılıç Koçyiğit, die dem Leichenwagen mit einem Auto gefolgt war, wurde an der Einfahrt zum Dorf von Militärpolizisten gestoppt. Daraufhin versuchte die Politikerin vergeblich, das Dorf zu Fuß zu erreichen.

Zu der Beerdigung wurden nur Verwandte ersten Grades zugelassen, darunter der Vater und die Geschwister von Mîr Perwer. Der Friedhof wurde während der Beisetzung von Polizei und Militär belagert.

Unterdessen wurden die nicht zugelassenen Trauergäste am Ortseingang von Ewran von der Polizei mit Tränengas, Plastikgeschossen und Wasserwerfern angegriffen. Die wütende Menschenmenge reagierte mit Steinwürfen auf die polizeilichen Einsatzfahrzeuge. Es kam zu Dutzenden Festnahmen, viele Menschen bekamen Tränengas ins Gesicht.

Hunderte weitere Personen versuchten das Dorf zu Fuß über einen anderen Weg zu erreichen. Die Situation rund um Gewran ist weiterhin angespannt.

 

Wer war Mîr Perwer?

Mîr Perwer stammte gebürtig aus der nordkurdischen Provinz Mûş und lebte noch nicht lange in Frankreich, wo er Asyl beantragt hatte. Seine Heimat musste er aufgrund politischer Verfolgung des türkischen Staates verlassen. Er war aktiv bei der Demokratischen Partei der Völker (HDP) und wurde deshalb unter „Terrorvorwürfen“ von der türkischen Justiz zu einer Haftstrafe verurteilt. Zuletzt versuchte er, seine Ehefrau und die gemeinsamen beiden Kinder nachzuholen. Mîr Perwer gehörte der kurdischen Kulturbewegung TEV-ÇAND an.