Bei Raketenangriffen auf die unter türkischer Besatzung stehende Region Efrîn im Nordwesten von Syrien sind Aktivisten zufolge mindestens sieben Menschen am Samstag getötet worden. Zudem gebe es mindestens vierzehn Verletzte. Unter den Opfern seien auch mehrere Frauen und Kinder, teilte das Netzwerk Afrin Post mit.
Die Raketen sollen aus den vom syrischen Regime kontrollierten Enklaven Nubl und Zahra abgefeuert worden sein. Laut Afrin Post landeten die Geschosse unter anderem in der Nähe des türkischen Armeehauptquartiers (ehemals Faisal-Qadour-Schule) im Zentrum der gleichnamigen Stadt, an einem Krankenhaus sowie Wohngebieten im Stadtteil Maratê.
Der Gouverneur der türkischen Grenzprovinz Hatay, in dessen Zuständigkeitsbereich Efrîn seit der völkerrechtswidrigen Besatzung vor drei Jahren liegt, machte unmittelbar nach den Raketeneinschlägen die Volksverteidigungseinheiten (YPG), die das Rückgrat der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) bilden, verantwortlich. In einer Mitteilung des Gouverneursamtes war allerdings von dreizehn Toten und 27 Verletzten die Rede. Das türkische Verteidigungsministerium beschuldigte ebenfalls die QSD und kündigte umgehend „Vergeltung gegen die Terroristen“ an.
300 Granaten auf Şêrawa und Şehba
Bis in die Nacht hinein wurden in Wohngebieten im nicht vollständig von der Türkei und ihrem dschihadistischen Söldnerverband „Syrische Nationale Armee“ (SNA) besetzten Kreis Şêrawa sowie im benachbarten Kanton Şehba rund 300 Granateneinschläge registriert, berichtete die Nachrichtenagentur ANHA. In dem wüstenähnlichen Niemandsland, wo zehntausende Efrîn-Vertriebene leben, schlugen mehrere Granaten laut Afrin Post auch in unmittelbarer Nähe der russischen Basis im Dorf Al-Wahshiyah ein. In Şêrawa wurden drei Personen beim Beschuss eines Hauses im Dorf Aqîbe verletzt, darunter ein zwölfjähriger Junge namens Isa M. ANHA meldete zudem weiteres Artilleriefeuer unter anderem gegen das Geflüchtetencamp Veger in Ziyaret. Ob es dort zu Verletzten oder gar Toten kam, ist unklar. Seit den Abendstunden werde die Region von Aufklärungsdrohnen überflogen.
QSD weisen Beteiligung zurück
Die QSD stritten derweil eine Beteiligung oder Verantwortung ihrer Kräfte an den Angriffen auf Efrîn ab. Die Anschuldigungen seien „haltlos“, in der Region seien gar keine Einheiten stationiert. QSD-Generalkommandant Mazlum Abdi wies eine Beteiligung seiner Kräfte „kategorisch“ zurück und verurteilte den Angriff vorbehaltlos: „Wir sind zutiefst betrübt über den tragischen Verlust unschuldigen Lebens“, schrieb Abdi im Kurznachrichtendienst Twitter. „Angriffe auf Krankenhäuser stellen ein Verstoß gegen das Völkerrecht dar.“