Am 18. März 2019 ist der Anarchist und Internationalist Lorenzo Orsetti als Freiwilliger bei der Offensive auf die letzte IS-Enklave al-Baghouz in Ostsyrien gefallen. Der 33-jährige Florentiner, der in Rojava den Nom de Guerre Têkoşer Piling (kurd. in etwa „kämpfender Tiger“) annahm, hatte sich 2017 dem Widerstand angeschlossen und war in den internationalistischen Einheiten innerhalb der Strukturen der Volksverteidigungseinheiten YPG sowie der TKP/ML-TIKKO organisiert. In Syrien kämpfte er nicht nur gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) im Rahmen der Offensive „Gewittersturm Cizîrê“, sondern nahm davor auch am Widerstand gegen die Besatzung Efrîns durch die Türkei an vorderster Front teil. Nur wenige Tage nach seinem Tod verkündeten die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) die militärische Niederlage des IS.
Anlässlich seines ersten Todestages hat die TKP/ML Lorenzo Orsetti mit einem Nachruf gedacht. Darin heißt es: „Angesichts des andauernden Konflikts hier in Nord- und Ostsyrien, den drohenden Gefahren und aufkommender gesellschaftlicher Veränderungen stehen wir vor unglaublich herausfordernden Aufgaben. Gegen diese Realität, die wir verändern wollen, müssen wir Stellung beziehen. Wir müssen diesen Weg als Revolutionäre gehen, geleitet von unseren Prinzipien, Ideen, Träumen und unserem kollektiven Geist. Mit unserer Teilnahme an der Revolution von Rojava und der Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien durchlaufen wir einen tiefgreifenden Transformationsprozess, der unser Verständnis vom Weg eines revolutionären Lebens verändert.
Es ist jetzt ein Jahr, dass wir diesen Weg ohne dich, Lorenzo, gehen müssen. Und doch bleibst du uns in unseren Herzen und Gedanken bei jedem Schritt, den wir gehen, ganz nah. Als Revolutionär hast du dich ganz der Sache verschrieben, um Seite an Seite mit dem Volk Syriens für eine freie Zukunft zu kämpfen, Militanz zu entwickeln und den Individualismus herauszufordern, um ein Verständnis für die revolutionären Dynamiken zu entwickeln. Im Widerstand für das Leben bist du deinem Herzen gefolgt und den Reihen des Kampfes beigetreten.
Alle unsere Freundinnen und Freunde, die im Kampf gefallen sind, weisen uns den Weg. Es ist die Erinnerung an sie, die unseren Weg erleuchtet. Auch in der dunkelsten Stunde, auch in dem Moment, in dem sich die Welt in einen düsteren Ort verwandelt, denken wir an euch, gefallene Kamerad*innen. Unsere Gedanken an euch ermutigen uns und geben uns die Kraft, weiterzumachen.
Wir feiern das lebendige Gedächtnis unseres Freundes Lorenzo. Der Versuch, ein einzelner Regentropfen eines Gewitters zu sein, gibt uns Hoffnung und verändert unser Leben für immer. Ciao Orso.“