Friedenswache geht weiter
Das Gebiet um den Tişrîn-Damm in Nordsyrien liegt weiter unter massivem Beschuss durch die türkische Armee und die Türkei-treue Söldnertruppe SNA. Nach Angaben des Militärrats Minbic, der an der Verteidigung der Energieanlage beteiligt ist, gab es in den vergangenen Stunden zahlreiche Artillerieangriffe an der Front vor der südlich des Staudamms gelegenen Ortschaft Xirbêt Zemalê (Chirbet Samala). Der den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) angeschlossene Verband reagierte laut eigenen Angaben mit Gegenangriffen. Zum Verlauf der Auseinandersetzungen machte der Militärrat keine weiteren Angaben.
Der Tişrîn-Damm liegt etwa 30 Kilometer südöstlich von Minbic. Er gilt als wichtige Lebensader für das selbstverwaltete Nord- und Ostsyrien und stellt nicht nur eine wichtige Wasser- und Energiequelle dar, sondern ist auch für den Verlauf möglicher weiterer Auseinandersetzungen in der Region von Belang. Die Türkei und die von ihr gesteuerte Islamistenkoalition „Syrische Nationalarmee“ (SNA) erhoffen sich von einer Einnahme des Staudamms einen wichtigen Schritt hin zu einer Invasion in der angrenzenden Stadt Kobanê. Seit Anfang Dezember wird bereits versucht, den Tişrîn-Damm zu besetzen.
Derweil dauert die vor knapp zwei Wochen auf dem Gelände des Staudamms ins Leben gerufene Friedenswache weiter an. Trotz der tödlichen Luftangriffe in den letzten Tagen und Wochen, bei denen Dutzende Teilnehmende der friedlichen Aktion getötet und verletzt wurden, sind die Menschen nicht bereit, ihren Protest gegen die Gewalt der Türkei zu beenden. Heute wurde im Rahmen der Mahnwache eine Theaterperformance veranstaltet, die sich inhaltlich mit den Themen Krieg und Frieden beschäftigte.
Eine Reporterin von ANHA beobachtete die Aktion und fing mit ihrer Kamera die Rauchwolken ein, die in wenigen hundert Metern Entfernung nach Artillerieschlägen von Besatzungstruppen im Umland der Dammanlage aufstiegen. An derselben Stelle, an der die Theaterperformance stattfand, hatten dutzende Menschen am Samstag zu kurdischer Musik getanzt, als von türkischen Drohnen abgeworfene Bomben einschlugen. Durch den Angriff sind sechs Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden. Unter den Überlebenden ist auch ein deutscher Physiotherapeut aus Brandenburg.