Tausende in Nord- und Ostsyrien für Efrîn auf der Straße

Zum fünften Jahrestag der türkischen Besetzung Efrîns sind zahlreiche Menschen in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien auf die Straße gegangen und haben den Abzug aller Besatzer gefordert.

In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien haben tausende Menschen ein Ende der türkischen Besatzung von Efrîn gefordert. Fünf Jahre ist es nun her, dass die Türkei nach einem knapp zwei Monate andauernden Angriffskrieg mit dem Namen zynischen Namen „Operation Olivenzweig“ den Kanton Efrîn mit Unterstützung dschihadistischer Söldnertruppen und deutschen Waffen einnahm. Die Bevölkerung leistete 58 Tage Widerstand, mindestens 1500 Menschen kamen in dieser Zeit ums Leben. Über 350.000 Menschen wurden vertrieben und der Alltag für die verbliebene Bevölkerung unter der Besatzung gleicht einem Terrorregime: Ethnische Säuberungen, Veränderungen der Demografie, Plünderungen, Entführungen, Hinrichtungen und Vergewaltigungen prägen heute das Leben in Efrîn.

Weltgemeinschaft hat völkerrechtswidrigen Zustand in Efrîn hingenommen

„Obwohl all dies vor den Augen der gesamten Welt geschah und weiterhin geschieht, wurde seitens der internationalen Staatengemeinschaft allenfalls nur leise Kritik geübt – und damit der völkerrechtswidrige Zustand in Efrîn faktisch hingenommen“, kritisierte Kamîran Zaza vom Dachverband der Zivilgesellschaft in Şêxmeqsûd und Eşrefiyê. Die beiden selbstverwalteten Stadtteile liegen im Norden von Aleppo und sind kurdisch geprägt. Dort fand heute eine der größten Demonstrationen gegen die Besatzung Efrîns statt. Die Menschen versammelten sich im westlichen Teil von Şêxmeqsûd und zogen mit Bildern der Opfer des türkischen Angriffskriegs zum Cebanat-Platz im Osten des Stadtteils. Auf Transparenten waren Aufschriften wie „Nein zu Besatzung und Genozid“ oder „Von Efrîn bis Xakurke – Wir verurteilen die Angriffe der türkischen Besatzer“ zu lesen. Lautstark wurde immer wieder „Es lebe der Widerstand von Efrîn“ skandiert.


„Dass der vermeintlich werteorientierte Westen die Okkupation Efrîns hingenommen hat, führte dazu, dass das türkische Regime sich ermutigt fühlte, weitere völkerrechtswidrige Handlungen in unseren Gebieten zu verüben“, führte Kamîran Zaza im weiteren Verlauf seiner Rede weiter aus. Mit der sogenannten „Operation Friedensquelle“, die im Oktober 2019 begann, besetzte die Türkei mit Serêkaniyê und Girê Spî weitere Städte im Norden von Syrien, und setzte ihre Vertreibungspolitik fort. Seit einigen Monaten droht die Führung in Ankara mit einer weiteren Invasion in der Autonomieregion. Diese dürfte sich gegen Kobanê, Minbic und Tel Rifat richten.


„Es ist beschämend, dass die westliche Welt ihre Augen verschließt vor dem Unrecht, dass die Türkei im Schulterschluss mit terroristischen Milizen begeht. Demgegenüber sind die Völker Nord- und Ostsyriens allen Drohungen zum Trotz nach wie vor bereit, ihren Widerstand bis zur Befreiung von Efrîn und aller anderen besetzten Gebiete fortzusetzen. Wir lassen uns nicht vernichten und werden den neoosmanischen Expansionskurs des Sultans vom Bosporus durchkreuzen“, betonte Roşan Mihemed vom Angehörigenrat der Gefallenen.


Auch sie kritisierte die Ignoranz der internationalen Gemeinschaft des illegitimen Besatzungsregimes gegenüber und bezeichnete die türkische Präsenz in Syrien als größtes Hindernis vor einer Lösung der Krise im Land. „Die Krise kann nur von den Völkern Syriens gelöst werden. Nur wenn alle Gemeinschaften dieses Landes in einen Dialog treten, kann es Frieden geben“, sagte Mihemed. Die Weltgemeinschaft forderte sie auf, sich zu den vom türkischen Staat begangenen Verbrechen in Efrîn zu äußern und gegen die Besatzung zu handeln.

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