Acht Jahre nach seiner Festnahme durch syrische Regimekräfte hat die Progressive Jugendbewegung der Suryoye in Qamişlo mit einem Protestmarsch an den Politiker Saeed Malki erinnert. Der stellvertretende Vorsitzende der Assyrischen Partei der Einheit (Gabo d'Ḥuyodo Suryoyo) wurde am 12. August 2013 auf dem Weg nach Damaskus am Flughafen von Qamişlo festgenommen. Seitdem gilt er als verschwunden. Um auf sein Schicksal aufmerksam zu machen und ein Ende der Praxis des „Verschwindenlassens“ einzufordern, zogen Aktivistinnen und Aktivisten von Suryoye-Verbänden am Donnerstag durch Qamişlo.
Die Demonstration startete vor dem Zentrum der Progressiven Jugendbewegung der Suryoye im Viertel Wista und führte lautstark und kämpferisch bis vor die Vertretung der Vereinten Nationen. Dort mündete der Protest in eine Kundgebung. Eine Vertreterin der Jugendbewegung verlas eine Erklärung und erinnerte an rund 150.000 Menschen, die seit 2011 in Syrien gewaltsam verschwunden gelassen wurden. „Saeed Malki ist nur einer davon. Sein Schicksal reiht sich ein in das von Unzähligen, die allein wegen ihrer kritischen Haltung dem Regime gegenüber vermisst werden. Wir verlangen Gewissheit über das Schicksal von Saeed Malki und allen anderen Verschwundenen. Damaskus muss sie umgehend freilassen”, hieß es. Die UN wurden aufgefordert, sich aktiver für Vermisste mit unklarem Schicksal einzusetzen. Das bisherige Engagement werde dem Leid der Vermissten und ihrer Angehörigen nicht gerecht.
Video: ANHA
Seit Jahren setzt das Regime das Verschwindenlassen von mutmaßlichen Oppositionellen als gezielte Taktik ein, um regierungskritische Teile der Bevölkerung einzuschüchtern. Es gibt keinen Haftbefehl, keinen Prozess und keine offizielle Bestätigung über den Verbleib der Menschen. Sie verschwinden einfach spurlos, meist nach willkürlichen Festnahmen, landen in staatlichen Gefängnissen, sind massiver Folter und anderen grausamen Praktiken ausgesetzt. Tausende sind bereits ums Leben gekommen. Über ihren Verbleib verweigert das Regime jede Auskunft.
Saeed Malki
Saeed Malki wurde 1960 in Hesekê geboren. Nach dem Tod seines Vaters zog er zusammen mit seiner Mutter und seiner einzigen Schwester nach Midyad (tr. Midyat) in Nordkurdistan, dem Geburtsort seiner Mutter. Später migrierte er in die Schweiz. Im Jahr 2005 gründete Malki, der damals auch Generalsekretär der Assyrischen Einheitspartei wurde, die Kulturvereinigung der Suryoye, die sich für die Wahrung, Pflege, Verbreitung und Entfaltung der Sprache und Kultur der aramäischen, assyrischen und chaldäischen Gemeinschaften einsetzt. Seit 2008 befindet sich der Hauptsitz der Vereinigung in Qamişlo. 2011 wurde Malki zum stellvertretenden Vorsitzenden des Nationalrats Bethnahrin (MUB) gewählt. Gleichzeitig war er Syrien-Delegierter des Rates.