Schülerprotest gegen Besatzung in Şehba

Im nordsyrischen Şehba haben Schülerinnen und Schüler gegen die Angriffe der Türkei auf Ain Issa protestiert. Die internationale Öffentlichkeit wurde aufgefordert, ihre Bereitschaft zur permanenten Ignoranz der Besatzungsbestrebungen Ankaras zu beenden.

Zusammen mit der Revolutionären Jugendbewegung Nordostsyriens hat die Exilbewegung demokratischer Schülerinnen und Schüler Efrîns in Tel Rifat im Kanton Şehba gegen die Angriffe der Türkei auf die Stadt Ain Issa protestiert. Die internationale Öffentlichkeit wurde aufgefordert, ihre Bereitschaft zur permanenten Ignoranz der Besatzungsbestrebungen Ankaras zu beenden.

Ignoriert von der Weltöffentlichkeit wird Ain Issa bereits seit Wochen jeden Tag von den türkischen Invasionstruppen angegriffen. Die nordsyrische Kleinstadt liegt südlich der türkischen Besatzungszone und ist als Verbindungsglied zwischen den selbstverwalteten Regionen Euphrat (Kobanê) und Cizîrê von strategischer Bedeutung. In bewohnten Siedlungen in und um Ain Issa schlagen täglich Granaten ein. Es kommt zu Toten und Verletzten sowie zu Sachschäden von erheblichem Ausmaß. Zuletzt sind zwei Kinder ums Leben gekommen, die einen nicht detonierten Sprengkörper gefunden hatten. Die Angriffe zielen offenbar darauf ab, die Bevölkerung zu zermürben und vor der eigentlichen Invasion in die Flucht zu treiben.

„Wir als Kinder der Vertriebenen aus Efrîn sind das offene Bekenntnis der sogenannten Weltgemeinschaft zum Diktator in Ankara leid. Wir sind zornig darüber, dass die Kriegsverbrechen der Besatzer, die uns töten und vertreiben in viel zu vielen Ländern Zustimmung finden“, sagte Rîm Dada im Namen der Schülerbewegung. Mit Blick nach Hewlêr (Erbil), in die Hauptstadt der südkurdischen Autonomieregion, kritisierte die Aktivistin die Zusammenarbeit der politischen Amtsträger der Regierungspartei PDK mit dem türkischen Regime und die gemeinsamen militärischen Operationen gegen die kurdische Befreiungsbewegung. Dass eine kurdische Partei antikurdischen Faschismus aktiv unterstütze, könne nicht akzeptiert werden. „Wir rufen die PDK auf, von ihrem falschen Kurs abzukommen und den richtigen Weg einzuschlagen. Tretet für euer Volk ein, nicht für die Interessen des Diktators.“

„Es ist Zeit für Freiheit“

Efrîn: Vom Zentrum der demokratischen Bildung zur Besatzungszone

Efrîn war vor der türkisch-dschihadistischen Besatzung im Frühjahr 2018 nicht nur ein Zentrum kurdischer Bildung, sondern ein Beispiel für die Entwicklung alternativer, herrschaftsfreier Methoden von Lehren und Lernen, Forschung und Bildung. Die schnellen Veränderungen in der Region hatten die Grundlage für die Befreiung der Individuen und der Gesellschaft von der Herrschaftsmentalität gelegt. Daher wurden die Bildungsmethoden in Efrîn auf dem Grundsatz der Schaffung eines freien und demokratischen Individuums aufgebaut. Darüber hinaus wurde auch der arabischen Bevölkerung die Möglichkeit gegeben, an der Bildung auf der Grundlage der Demokratischen Nation und der Geschwisterlichkeit der Völker teilzunehmen.

Die Entwicklung dieses alternativen Projekts wurde insbesondere von den Regionalmächten als Bedrohung empfunden. Am 20. Januar 2018 begann das türkische Militär mit Unterstützung dschihadistischer Milizen mit seinen Angriffen auf Efrîn und nahm als erstes Ziel die Schulen ins Visier. Hierbei ging es um die Absicht, die kulturellen und mentalen Entwicklungen in ihr Gegenteil zu verkehren. In den ersten Tagen der Invasion wurden drei Schulen getroffen, im weiteren Verlauf zerstörten die Aggressoren weitere 35 Bildungseinrichtungen, vor allem in Raco und Cindirês. Der Bildungsrat zeigte die Angriffe auf Schulen bei der UNESCO an, erhielt aber keinerlei Reaktion. Inzwischen wurden nahezu alle ehemaligen Bildungseinrichtungen Efrîns von der Besatzungsmacht in Militärbasen und Folterzentren umgewandelt. Das Bildungssystem in Efrîn wurde im Verlauf der Besatzung von der Türkei komplett umgestellt. In den Schulen wird inzwischen nur noch die türkische Kultur verbreitet.