Rojava: MIT-Agent spricht über Aktivitäten in Nordsyrien

Mustafa Osman ist ein Agent des türkischen Geheimdiensts MIT und befindet sich im Gewahrsam der nordostsyrischen Selbstverwaltung. Er berichtet, wie er Jugendliche für den Geheimdienst angeworben und für Milizen rekrutiert hat.

Von den Sicherheitskräften der nordostsyrischen Selbstverwaltung wurde in der letzten Zeit eine ganze Reihe von MIT-Agenten festgenommen. Die Nachrichtenagentur ANHA führte Interviews mit einigen dieser Gefangenen, die offen über ihre Aktivitäten in der Region berichten. Einer dieser Agenten ist Mustafa Osman. Er berichtet über die Rekrutierung und den Aufbau von Milizen durch den MIT in Nord- und Ostsyrien.

Mustafa Osman stammt aus dem Dorf Minazê bei Kobanê. Er war 2013 nach Ankara geflohen. Dort wurde der damals 25-jährige vom MIT rekrutiert und unter der Führung von MIT-Agenten mit der Rekrutierung von Milizionären in Nordsyrien beauftragt. Er erhielt für jeden Rekruten einen Geldbetrag. Osman berichtet, dass es Ziel des MIT in der Region sei, führende Persönlichkeiten der Selbstverwaltung zu töten und die Autonomieregion dadurch zu schwächen. Dazu habe der MIT eine Spezialeinheit gebildet.

Diese Spezialeinheit kundschaftete auch kurdische und arabische Persönlichkeiten aus. Wenn diese Personen nach Nordkurdistan reisten, dann sollten sie vom MIT verfolgt und festgenommen werden. Dies war auch eine der Aufgaben von Mustafa Osman. Außerdem ermittelte er persönliche Daten von Personen, die für die Selbstverwaltung arbeiteten, und reichte sie an den MIT weiter.

Mustafa Osman berichtet über seine Ausbildung in Ankara: „Wir wurden in einer Basis in der Nähe von Ankara ausgebildet. Nach der Ausbildung unterzeichneten wir gegen 9.000 TL einen Vertrag mit dem MIT.“ Osman berichtet, dass in der Basis nicht nur Menschen aus Syrien ausgebildet wurden, es handelte sich auch um Iraker, Ägypter, Pakistani, Chinesen, Araber, Personen aus Katar und Afghanistan. Diese Personen sollten nach ihrer Ausbildung in andere Länder entsandt werden.

Mustafa Osman berichtet, dass er mithilfe eines Milizkommandeurs nach seiner Ausbildung über den Grenzübergang Bab al-Hawa nach Idlib geschickt worden sei. Von dort reiste er im Frühjahr 2020 in die selbstverwalteten Gebiete. Mit dem Fahrzeug seines Vater fuhrt er in Kobanê herum und fotografierte fünf Kontrollpunkte. Die Bilder übermittelte er dem MIT. Bei einer Operation der Sicherheitskräfte wurde er kurz darauf gefasst.