Den Kräften der Inneren Sicherheit im nordsyrischen Kobanê ist ein Schlag gegen den türkischen Geheimdienst MIT gelungen. Der festgenommene Agent Serdar Ebdî ist geständig und machte bereits detaillierte Angaben über seine Aktivitäten für den MIT. Die Nachrichtenagentur ANHA hat Teile seiner Aussagen veröffentlicht.
Serdar Mihemed Ebdî ist 30 Jahre alt und stammt aus dem Dorf Donxiz bei Kobanê. Er ist verheiratet und Vater eines Kindes. Zwischen 2013 und 2019 hielt er sich in Nordkurdistan auf. Zum ersten Mal mit dem türkischen Geheimdienst in Kontakt gekommen sei er an Ramadan im Jahr 2017 am Busbahnhof in der Stadt Riha (türk. Urfa), die an der türkisch-syrischen Grenze liegt. Dort habe er den MIT-Agenten Şükrü Berkel, der ebenfalls aus Kobanê stammt, kennengelernt. Dieser habe ihn angeworben, weil er aus Kobanê stamme und das Gebiet gut kenne. Sein Befehlshaber wurde ein MIT-Agent mit dem Decknamen Ali.
Verantwortliche der Selbstverwaltung im Visier des MIT
„Ali“ habe Ebdî beauftragt, Informationen über Mitarbeitende der Selbstverwaltungsstrukturen zu sammeln und ihn zu benachrichtigen, falls solche Personen in die Türkei kämen. Serdar Ebdî räumt ein, bis 2019 für den MIT in Nordkurdistan tätig gewesen zu sein. In dieser Zeit habe er die Namen von Personen weitergeleitet, die in Beziehung zur Selbstverwaltung standen und gezwungen waren, in die Türkei oder nach Nordkurdistan zu migrieren. So habe Serdar Ebdî unter anderem für die Inhaftierung seines eigenen Cousins Mihemed Abdulqadir Ebdî gesorgt. Für die Informationen habe er vom MIT 6.000 Dollar erhalten. Ebdî gibt an, dass auf Grundlage der von ihm und Şükrü Berkel dem MIT gemachten Angaben fast hundert Menschen aus Kobanê in türkischen Gefängnissen gelandet seien. Weiterhin habe es zu seinem Aufgabenbereich gehört, Jugendliche aus Kobanê als Agenten für den MIT zu rekrutieren.
Serdar Mihemed Ebdî. Foto: ANHA
2019 nach Kobanê entsandt
Gegen Ende des Jahres 2019 sei Ebdî auf Befehl des MIT wieder zurück nach Kobanê gezogen. Er sei damit betraut gewesen, Häuser von Personen aus der Führung der Selbstverwaltung und militärische Stellungen auszuspähen. Im Verhör räumt er ein, dieses Jahr im März große Mengen an Daten über das Zentrum der Kräfte der Inneren Sicherheit in Kobanê, Kontrollpunkte an den Ortsgrenzen und verschiedenen Straßen sowie Angaben über Quartiere verschiedener Kommandant*innen aus den militärischen Strukturen Nordsyriens an den MIT geschickt zu haben.
Verzweigte MIT-Netzwerke in Nordsyrien
Um durch die Agententätigkeit von Ebdî verursachte sicherheitsrelevante Schäden zu ermitteln, seien jetzt weitere Untersuchungen notwendig. Von den Netzwerken des MIT in Nordsyrien berichten auch immer wieder IS-Gefangene, durch die Zellenstrukturen der Dschihadistenmiliz mit Waffen versorgt werden. Aber auch MIT-Zellen begehen Attentate, um die Situation in der Region zuzuspitzen und eine Ausweitung der Invasion vorzubereiten.