QSD: Verhandlungen über Waffenstillstand gescheitert

Die Demokratischen Kräfte Syriens haben die Verhandlungen mit der Türkei über einen dauerhaften Waffenstillstand für gescheitert erklärt. Ankara habe die Gespräche nicht ernst genommen, so das multiethnische Bündnis.

Türkei will Krieg

Nach anhaltenden Gefechten mit dschihadistischen Söldnern des NATO-Partners Türkei erklären die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) die Verhandlungen mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands für gescheitert. Das multiethnische Bündnis macht Ankara dafür verantwortlich und teilte am Montagabend mit, die Türkei habe die von den USA geleiteten Verhandlungen über eine Feuerpause in den Regionen Minbic (Manbidsch) und Kobanê nicht ernst genommen und sich geweigert, „wichtige Punkte“ zu akzeptieren.

Zu diesen Punkten gehörten laut QSD-Pressesprecher Farhad Şamî die Überstellung der gefangenen Kämpferinnen und Kämpfer des Militärrats von Minbic und die Evakuierung der Zivilist:innen, die die Region verlassen wollen. Ein weiterer Streitpunkt sei die Causa um die Verlegung der Grabstätte des Sulaiman Schah (Süleyman Şah) an ihren früheren Standort gewesen. Şamî zeigte sich überzeugt, dass die Türkei gar keine Einigung wolle, sondern Krieg. Schon die letzte Gesprächsrunde am vergangenen Samstag ließ darauf schließen. Mazlum Abdi, Generalkommandant der QSD, hatte der türkischen Führung in den letzten Tagen mehrfach die Rückführung des Grabmals angeboten. Ankara stellte jedoch Bedingungen, die laut Abdi nicht hinnehmbar seien.

Das Grabmal des Großvaters von Osman I., dem Gründer des Osmanischen Reiches, befand sich bis vor einigen Jahren noch auf einer Halbinsel nahe der Ortschaft Qereqozax, die am Ostufer des Euphrat liegt. Als das Gebiet im Verlauf des Syrienkrieges unter die Kontrolle der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) geriet, evakuierte die Türkei die Grabstätte im Februar 2015 nach Eşme (Ashma), ein Dorf etwa 30 Kilometer westlich von Kobanê. Die Volksverteidigungseinheiten YPG unterstützten die Mission, was später von Ankara allerdings bestritten wurde.

Im Fokus der gegenwärtigen Gefechte zwischen den Verbänden der QSD und pro-türkischen Islamisten der sogenannten SNA („Syrische Nationalarmee“), die im Zuge der HTS-Offensive auf Damaskus ausbrachen und zur Besetzung von Tel Rifat und Minbic führten – beide Städte gehörten bis vor kurzem noch zur Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien (DAANES) – befindet sich auch Qereqozax. Die Türkei betrachtet den früheren Standort des Sulaiman-Schah-Mausoleums und das zugehörige rund zwei Hektar große Areal bei dem Dorf als eigenes Hoheitsgebiet und beruft sich dabei auf einen entsprechenden Vertrag mit Frankreich aus dem Jahr 1921. Damals wurde Syrien von Frankreich beherrscht.

Ankara drängt dem Anschein nach auf eine Rückführung der Gebeine des Osmanengroßvaters nach Qereqozax, wo die türkische Führung zudem einen Militärstützpunkt hochziehen will. Hauptsächlich dürfte es den Herrschenden in Ankara aber um die Kontrolle der strategisch bedeutsamen Qereqozax-Brücke gehen, die ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Minbic und Kobanê ist. Die Türkei will die QSD östlich des Euphrat drängen, möglicherweise für eine Invasion in Kobanê. Darauf deuten intensive Truppenkonzentrationen sowohl an der türkischen Grenze als auch in den völkerrechtswidrig von der Türkei besetzten Gebieten in Nordsyrien hin.