QSD: Indirekte Verhandlungen mit der Türkei

Nach Angaben des QSD-Generalkommandanten Mazlum Abdi werden indirekte Verhandlungen mit dem türkischen Staat geführt. Es seien zwei Bedingungen gestellt worden: Die Türkei muss Efrîn verlassen und sich aus den innersyrischen Angelegenheiten raushalten.

In der nordsyrischen Stadt Ain Issa im Kanton Girê Spî (Tall Abyad) hat heute die vom Demokratischen Syrienrat (MSD) einberufene Konferenz der arabischen Stämme stattgefunden. Die Konferenz, an der rund 5000 Stammesvertreter aus ganz Syrien teilnahmen, fand unter dem Motto „Die Zukunft Nord- und Ostsyriens und der Kampf gegen den Terror“ statt. Diskutiert wurden die ökonomischen, politischen, militärischen und kulturellen Entwicklungen in der Region. Es sind insbesondere die Stämme, die vor allem in Ostsyrien einen entscheidenden Machtfaktor darstellen.

Die Konferenz wurde mit einer Ansprache der MSD-Exekutivratsvorsitzenden Ilham Ahmed eingeleitet. Nach weiteren Reden folgte ein Beitrag von Mazlum Abdi Kobanê, dem Generalkommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Kobanê dankte zunächst den Stammesführern für ihre Unterstützung während der Befreiungsoffensive „Gewittersturm Cizîrê“ gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) , die Ende März durch die Einnahme von al-Bagouz die Territorialherrschaft der Dschihadistenmiliz in Syrien beendete.

Niemand kann den Patriotismus unserer Kräfte in Frage stellen

„Unsere Kämpferinnen und Kämpfer wurden in Minbic, Tabqa, Raqqa, Deir ez-Zor und vielen anderen Regionen des Landes willkommen geheißen. Überall stand uns die Bevölkerung in unserem Kampf unterstützend zur Seite, damit wir den Sieg erringen können“, sagte Kobanê und wies auf die ethnisch, kulturell und religiös geprägte plurale Gesellschaft Syriens hin. Damit ging Kobanê auch auf Vorwürfe des Regimes ein, das den QSD Nationalismus vorwirft. Die einzige Militärinstitution in Syrien, die sich von allen Formen des Rassismus, Chauvinismus und Nationalismus distanziere, seien die Demokratischen Kräfte Syriens, betonte Kobanê. Die QSD hätten sich zu einer militärischen Institution entwickelt, die die Zukunft Syriens als Ganzes repräsentiere, so der Kommandant weiter. „Es waren 11.000 Kämpferinnen und Kämpfer des kurdischen, arabischen, armenischen, tscherkessischen und turkmenischen Volkes und Angehörige der Suryoye, die in diesem Kampf ihr Leben ließen. Niemand kann den Patriotismus unserer Kräfte in Frage stellen. Patriotismus bedeutet Liebe zur Heimat. Er bedeutet nicht schöne Worte oder Parolen. Patriotismus geschieht durch Opfer und die Verteidigung der Heimat, und das ist es, was die QSD getan haben und auch weiterhin tun werden”, so Kobanê weiter.

Regime hat das Volk dem Terror überlassen

„Das Regime und seine militärischen Institutionen sind bereits zu Beginn der Syrienkrise ihrer Pflicht zur Verteidigung der befreiten Gebiete in Nord- und Ostsyrien nicht nachgekommen. Damaskus hat sein Volk im Stich gelassen und es Angriffen von Außen und der Invasion terroristischer Akteure überlassen. Diese Tatsache stellte einen der Hauptgründe dar, weshalb junge Kurdinnen und Kurden gemeinsam mit anderen Komponenten die Volksverteidigungseinheiten (YPG) bildeten”, sagte Kobanê. Unter dem Banner der QSD seien schließlich die patriotisch-demokratischen Kräfte und Gruppen aller Völker des Landes zusammengekommen.

Positive Rolle der Koalitionskräfte und Russlands im Krieg gegen IS

Kobanê ging im weiteren Verlauf seiner Rede auf die Dschihadisten des „Islamischen Staates“ ein, die aus allen Teilen der Welt regelrecht nach Syrien strömten, um unter der Dschihad-Fahne eine Schreckensherrschaft auszuüben. „Die Präsenz der internationalen Koalitionstruppen in unserer Region und die Präsenz russischer Kräfte an anderen Orten hat daher eine positive Rolle bei der Niederschlagung des Terrorismus gespielt”, so Kobanê. Solange der Terrorismus in Idlib, Efrîn, Cerablus und al-Bab präsent sei, müssten die russischen und Koalitionstruppen auch weiterhin präsent sein, forderte der QSD-Generalkommandant.

Kein demokratisches Syrien ohne verfassungsmäßige Rechte der Kurden

„Unsere Kräfte setzten sich für die Einheit des syrischen Territoriums ein. Wir glauben, dass ein innersyrischer Dialog die Probleme der Region lösen wird, bekräftigen aber auch, dass eine Rückkehr in die Zeit vor 2011 unmöglich ist. Wir sind bereit, uns zu versöhnen und einen friedlichen Dialog mit der Zentralregierung in Damaskus zu führen, um eine Lösung für die Krise zu finden.

Ich möchte jedoch betonen, dass es unmöglich sein wird, ein demokratisches Syrien aufzubauen, ohne die verfassungsmäßigen Rechte des kurdischen Volkes anzuerkennen. Die Lösung der Probleme liegt darin, die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens anzuerkennen, die alle Teile der Gesellschaft repräsentiert, und die Rolle der Demokratischen Kräfte Syriens bei der Verteidigung der Region zu akzeptieren. Das zukünftige Syrien verdient es, privilegiert zu sein“, sagte Kobanê.

Indirekte Verhandlungen mit Ankara

Zum Ende seiner Rede wies der QSD-Generalkommandant auf indirekte Verhandlungen mit Ankara hin. Kobanê sagte: „Wir führen durch eine Reihe von Vermittlern Gespräche mit dem türkischen Staat. Wir haben zwei Bedingungen gestellt: Erstens, die Türkei muss Efrîn verlassen und zweitens, sie muss sich aus den inneren Angelegenheiten Syriens raushalten und die Souveränität des syrischen Staates achten“. Sofern die Türkei an einer politischen Lösung interessiert sei, müsse Efrîn an seine vertriebene Bevölkerung zurückgegeben werden. „Ohne die Rückkehr der Geflüchteten und die Normalisierung in dem Kanton kann es keine Lösung geben“.