QSD: Besatzungsangriffe gehen weiter

Wie die QSD in ihrer täglichen Bilanz mitteilen, dauern die Angriffe der türkischen Armee und ihrer islamistischen Proxys auf Nordostsyrien an.

Das Pressezentrum der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) teilt in seinem täglich veröffentlichten Bericht zur türkischen Invasion in Nordostsyrien mit, dass die Besatzungsangriffe fortgesetzt werden.

An der Front vor Til Temir haben Angriffe mit Panzern, Granaten und schweren Waffen auf Stellungen des Militärrats der Suryoye stattgefunden. Die Umgebung von Ain Issa ist mit Panzern, Granaten und Kampfdrohnen angegriffen worden. Auf gemeinsame Stellungen der QSD und der syrischen Armee sind Haubitzen abgefeuert worden.

„Low Intensity Warfare“ als politisch-militärisches Konzept der NATO

Am 17. Oktober ist eine Waffenstillstandsvereinbarung zwischen den USA und der Türkei für Nordostsyrien geschlossen worden. Am 23. Oktober folgte eine ähnliche Übereinkunft zwischen Moskau und Ankara. Diese Abkommen sind ein Ergebnis des Widerstandes in Rojava und des weltweiten Protestes. Sie haben das Ziel, den Druck der Gegenöffentlichkeit zu brechen und den innenpolitischen Druck in den jeweiligen Ländern auszuhebeln.

Zum anderen wird der Krieg in Rojava auf diese Weise auf die Ebene eines „Konflikt niedriger Intensität“ (low intensity conflict) gebracht. „Low Intensity Conflicts" werden folgendermaßen definiert: Low Intensity Conflict (LIC) ist ein begrenzter politisch-militärischer Kampf zur Erreichung politischer, militärischer, sozialer, wirtschaftlicher oder psychologischer Ziele. Er ist oft von längerer Dauer und reicht von diplomatischem, wirtschaftlichem und psychologischen Druck bis zu Terrorismus und Aufständen. LIC ist im Allgemeinen auf ein bestimmtes geographisches Gebiet begrenzt und wird oft durch Einschränkungen der Bewaffnung, Taktik und des Gewaltniveaus gekennzeichnet. LIC beinhaltet die tatsächliche oder erwogene Anwendung militärischer Mittel bis unterhalb der Schwelle des Kampfes zwischen regulären Streitkräften. (aus: Low-Intensity Conflict, FC 100-20, U.S. Army Command and General Staff College, Fort Leavenworth/Kansas; 1986). Seine Blüte erlebte „Low Intensity Warfare“ in den USA der 80er-Jahre unter Präsident Ronald Reagan, als das Konzept Eingang in die offiziellen Militärdoktrinen fand. Es wurde nach Wegen und Mitteln gesucht, einen so verlustreichen Einsatz wie im Vietnamkrieg zukünftig zu vermeiden. Die direkte Entsendung größerer US-Truppenkontingente war nicht mehr erwünscht. Im Unterschied zum konventionellen Krieg weist „Low Intensity Warfare“ zwei bedeutende „Vorteile“ auf: Die Kosten und das politische Risiko sind deutlich geringer. Die mediale Aufmerksamkeit und die demokratische Kontrolle sind minimal. Insgesamt erfahren die Strukturen niedrigschwelliger Konflikte geringe mediale Beachtung.

Das gilt nun auch für die kriegerischen Auseinandersetzungen in Nordsyrien. Während die Auseinandersetzungen auf dem Schlachtfeld ohne Pause weitergehen und die Demokratischen Kräfte Syriens tägliche Kriegsbilanzen veröffentlichen, beginnt der Konflikt allmählich aus der internationalen Agenda zu fallen und wird „normal“ wie zum Beispiel Irak und Afghanistan. „Low Intensity Warfare“ wird im Kampf der NATO gegen die PKK bereits seit über 30 Jahren gegen die HPG-Guerilla in Nordkurdistan angewandt. Nun wird dieses politisch-militärische Konzept der NATO auch in Rojava umgesetzt, um die Moral der Gesellschaft zu zermürben und die demokratische Selbstverwaltung von innen heraus auszuhöhlen. Die Antwort von Bundesaußenminister Heiko Maas am 6. November 2019 auf eine Schriftliche Frage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke, dass der Bundesregierung keine Kenntnisse über eine türkische Offensive vorliegen, sondern nur über einzelne Gefechte in Nordsyrien, untermauert dies.