Proteste in Rojava: Die Zeit ist reif – Freiheit für Öcalan!

In Nord- und Ostsyrien sind tausende Menschen auf die Straße gegangen, um Freiheit für Abdullah Öcalan einzufordern. Nach bald 23 Jahren Isolation in einem türkischen Inselgefängnis sei die Zeit mehr als reif, den kurdischen Vordenker freizulassen.

In den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien sind tausende Menschen auf die Straße gegangen, um Freiheit für Abdullah Öcalan einzufordern. Nach bald 23 Jahren Isolation auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali sei die Zeit mehr als reif, den PKK-Begründer freizulassen und Wege zur Lösung der kurdischen Frage und damit zum Frieden für die gesamte Region freizumachen, lautete die zentrale Forderung.

Die Demonstration wurden vom Dachverband der nordostsyrischen Frauenbewegung Kongreya Star und der Revolutionären Jugend organisiert und fanden im Rahmen der Offensive „Dem Dema Azadîyê: Zeit für Freiheit – Schluss mit Isolation, Faschismus und Besatzung“ statt, die bereits seit mehr als einem Jahr weltweit läuft und von der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), der Dachorganisation der kurdischen Befreiungsbewegung, ins Leben gerufen worden war. Dem Aufruf folgten unter anderem Menschen in Hesekê, dem Auffanglager Waşokanî für Vertriebene aus Serêkaniyê, in Til Temir, Şedadê, Til Hemis, Dirbêsiyê, Rimêlan und Kobanê. Eine in Zirgan geplante Kundgebung musste abgesagt werden, weil es dort wieder Artillerieangriffe der türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen auf zivile Siedlungsgebiete gab.

Şedadê

Unter den Protestierenden waren neben vielen Frauen sowie Aktivistinnen und Aktivisten der Jugendbewegung Nord- und Ostsyriens auch zahlreich erschienene Mitglieder verschiedener politischer Parteien, zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und führende Personen der ansässigen Stämme. Die größte Demonstration wurde in Hesekê durchgeführt.

Kobanê

Welîde Botî von Kongreya Star fasste in einer kämpferischen Ansprache zusammen, warum Abdullah Öcalan und seine Freiheit für die Völker in Rojava und den restlichen Regionen im Autonomiegebiet von zentraler Bedeutung ist. Dem heute 72-Jährigen sei es aus seiner Zelle heraus nicht nur gelungen, die kurdische Freiheitsbewegung nach vorne zu tragen. Er habe darüber hinaus seine Verteidigungsschriften genutzt, ein neues basisdemokratisches, geschlechterbefreites und ökologisches Paradigma zu entwerfen. Diese Alternative eines neuen Lebens, der Demokratische Konföderalismus, die gegenwärtig in Nord- und Ostsyrien umgesetzt wird, sei nicht nur Lichtblick für die kurdische Gesellschaft, sondern stehe für die Hoffnung von Millionen Menschen eines demokratischen Mittleren Ostens.

Demonstrantinnen in Hesekê

„Deshalb ist es unabdingbar, dass Abdullah Öcalan freikommt.” Er zeige den Weg zur Demokratisierung der gesamten Region auf, vor allem aber in den vier Nationalstaaten, auf die die kurdischen Siedlungsgebiete aufgeteilt sind, so Botî. Bedenke man demgegenüber die Ambitionen des türkischen Staates, die weit über die Türkei hinausgingen und über Südkurdistan in den Irak bis nach Rojava und Syrien reichten, sei offensichtlich, dass Ankara seine Existenz an die Vollendung des Völkermords an den Kurdinnen und Kurden und die Vernichtung der kurdischen Freiheitsbewegung gebunden habe.

Welîde Botî

„Der türkische Staat weiß, dass Öcalan der einzige politische Akteur in der gesamten Region Mittlerer Osten ist, der trotz aller entgegenwirkenden Tendenzen das Modell einer fortschrittlichen Demokratie verteidigen und vorantreiben könnte. Seine andauernde Isolation auf Imrali ist daher nicht nur Ausdruck der kurdenfeindlichen Kriegspolitik des türkischen Staates, sondern auch des Willens, ständiger Instabilitätsfaktor für die Region zu sein und ein permanentes Sicherheitsrisiko für die Völker darzustellen. Dagegen und für die Freiheit von Abdullah Öcalan kämpfen wir.“