Proteste gegen Februar-Komplott in Nordostsyrien

Seit 23 Jahren ist Abdullah Öcalan in türkischer Haft. Und genauso lange demonstrieren Kurdinnen und Kurden sowie Angehörige anderer unterdrückter Nationen zum Jahrestag der Verschleppung in die Türkei für seine Freilassung.

Seit nunmehr 23 Jahren ist Abdullah Öcalan, Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung und politischer Repräsentant, in der Türkei in Haft. Und genauso lange demonstrieren Kurdinnen und Kurden sowie Angehörige anderer unterdrückter Nationen, die seine Ideen als Lösungsvorschläge für ihre Probleme begreifen, zum Jahrestag der Verschleppung am 15. Februar 1999 für seine Freilassung. Besonders bei den Aktionen in Nord- und Ostsyrien, das eine einzigartige diverse Gesellschaft mit Mosaikcharakter besitzt, spiegelte sich Öcalans Rolle als zentraler Ideengeber für die freundschaftliche Koexistenz der verschiedenen Völker wider.

Demonstration in Qamişlo

Vortrag über Leitkonzept „Demokratischer Konföderalismus“

In der Gemeinde Suwar in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor veranstalteten die örtlichen Frauen- und Zivilräte gemeinsam mit der Frauenunion Zenobiya eine Zeltaktion. Im Mittelpunkt stand eine Podiumsdiskussion zum Wirken Öcalans für den Aufbau einer demokratischen Zivilisation im Mittleren Osten im Kontext des politischen Leitkonzepts „Demokratischer Konföderalismus“. Rawa al-Mohamed von Zenobiya bezeichnete dieses Prinzip als „passendste Lösung“ für alle Probleme in der Region. „Denn der demokratische Konföderalismus setzt nicht auf die Staatsmentalität, sondern auf die Organisierung der Bevölkerung“, sagte die Aktivistin. Besonders hervor stachen bei dem Vortrag die interessierten Zuhörer in den hinteren Reihen des Zelts, die besetzt waren mit männlichen Angehörigen verschiedener Stammeskonföderationen in Ostsyrien.

Bis auf die letzten Plätze gefülltes Veranstaltungszelt in Suwar

Demonstration in Raqqa

In der nordsyrischen Metropole Raqqa beteiligten sich mehrere tausend Menschen an einer Demonstration gegen das Februar-Komplott und verurteilten die andauernde Gefangenschaft Öcalans. Der Protestmarsch, an dem sich auch zahlreiche Angehörige zivilgesellschaftlicher und militärischer Strukturen beteiligten, begann am bedeutenden Naim-Platz. Es handelt sich um jenen Ort, an dem die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu Zeiten ihres Terrorkalifats öffentliche Hinrichtungen ausführte und die Köpfe enthaupteter Opfer ausstellte. Als die Stadt 2017 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) befreit wurde, waren es Kämpferinnen der Frauenverteidigungseinheiten YPJ mit Öcalan-Patches an ihren Uniformen, die an diesem Platz ihre Fahnen hissten. Die Demonstration führte bis zum alten Uhrenplatz, den Raqqas kurdische Ko-Bürgermeisterin Leyla Mustafa neu errichten ließ.

Demo in Raqqa

Zahlreiche Veranstaltungen in der Cizîrê

In der Cizîrê-Region gab es verschiedene Aktionen. In Hesekê lud zunächst der Kantonsrat zu einer gut besuchten Informationsveranstaltung im örtlichen Kulturzentrum rund um das Thema internationales Komplott samt Vorführung eines Dokumentationsfilms ein. Am frühen Abend fand dann eine von der Jugendbewegung Nord- und Ostsyriens organisierte Demonstration durch die Stadt statt. „Den Kräften des Komplotts ist es nicht gelungen, den von Abdullah Öcalan angeführten Widerstand für die Völker zu brechen und seine Ideen von uns zu isolieren. Trotz 23 Jahren Gefangenschaft sind seine Gedanken frei und lebendig und haben alle Grenzen dieser Welt überwunden“, sagte Medya Ehmed vom Verband junger Frauen.

Hesekê

Seminar in Hol

In der Gemeinde Al-Hol veranstaltete die kurdische Partei PYD ein Seminar. In Qamişlo gab es eine gemeinsame Demonstration der Jugendbewegung und der Studierendenvereinigung. In Dêrik und Tirbespiyê fanden ebenfalls Informationsveranstaltungen statt, in Til Hemîs wurde der Protest gegen die Verschleppung Öcalans mit einem Marsch zum Ausdruck gebracht.

Studierende der Universität von Kobanê

Zweitägiger Marsch der Jugend

In Minbic riefen Teilnehmende einer Demonstration dazu auf, den „Kampf gegen die Isolation auf Imrali“ auszuweiten.

Minbic

In Til Xezal startete heute die zweite Etappe eines langen Marsches der Jugendbewegung mit dem Endziel Kobanê. Die Aktivist:innen liefen heute bis Şêran und wollen am Dienstag an der zentralen Demonstration in der Kantonshauptstadt Kobanê teilnehmen. Gefordert wird die physische Freiheit Öcalans.

Jugendmarsch

Weitere Aktionen gab es in der Region vom Dachverband der Frauenbewegung Kongreya Star, Studierenden der Kobanê-Universität und der Kulturbewegung Kevana Zêrîn. Morgen werden die Veranstaltungen in den Autonomiegebieten fortgesetzt.