Opfer berichtet über Angriff auf Cilbirê

Xalîd Rehmano hat den Angriff der türkischen Armee auf seine Hühnerfarm im Dorf Cilbirê überlebt. Im Gespräch mit ANF berichtete er darüber, wie das Kind seiner Mitarbeiter in seinen Armen verstorben ist.

Am 21. Januar, dem zweiten Tag des Angriffskrieges der türkischen Armee und angeworbener Dschihadisten von al-Qaida, al-Nusra und dem Islamischen Staat gegen den nordsyrischen Kanton Efrîn, kam es in dem Dorf Cilbirê im Bezirk Şêrawa zu einem Massaker. Bei Luftschlägen auf die Hühnerfarm von Xalîd Rehmano kamen insgesamt 13 Menschen, meist Kinder, ums Leben, darunter auch vier Angehörige der Familie Rehmano. Bei acht Opfern handelte es sich um eine Familie, die aus Idlib geflohen war und in Efrîn versuchte, ein neues Leben aufzubauen. Ein weiteres Opfer der türkischen Luftangriffe auf die Farm der Rehmanos war das Kind einer Familie aus Minbic, die ebenfalls aus ihrer Heimat geflohen ist und in Efrîn Schutz vor Krieg und Zerstörung suchte.

‚Vier meiner Angehörigen verloren‘

Xalîd Rehmano erzählt, dass auf seiner Hühnerfarm neben seinen Geschwistern auch fünf Familien aus Idlib und Minbic gearbeitet haben: „Bei dem Angriff auf die Farm habe ich meine Brüder Qedûr und Ehmed, meinen 14-jährigen Neffen Ehmed und meinen Sohn Elî verloren. Vier meiner Angehörigen sind ums Leben gekommen. Einer meiner Brüder hinterlässt sieben Kinder, der andere drei. Wir sind Zivilisten, die hier lediglich ihrer Arbeit nachgehen. Auf der Farm haben fünf Flüchtlingsfamilien gearbeitet, denen es auch nur um ihre Arbeit ging.“

‚Fliehende Mutter und Kinder gezielt angegriffen‘

Rehmano schildert, wie türkische Kampfjets eine Familie aus Idlib angegriffen haben, die versuchte, von der Farm zu fliehen: „Kurz nachdem die Luftschläge begangen, schnappte sich die Mutter ihre Kinder und rannte los in Richtung Landweg. Sie hätten ihr Ziel fast erreicht, aber nach etwa 700-800 Metern wurden sie von den Bomben getroffen. Acht Menschen, darunter viele Kinder, sind bei dem Angriff ums Leben gekommen.“

‚Kleines Kind starb in meinen Armen‘

Über ein weiteres, traumatisches Erlebnis berichtet Rehmano ebenfalls: „Während der Angriffe sah ich das ängstliche Kind der Familie aus Minbic. Es war vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Ich nahm es in meine Arme. An das, was danach geschah, kann ich mich nicht erinnern. Als ich im Krankenhaus aufwachte, sagten mir die Leute, die mich gerettet haben, dass das Kind in meinen Armen verstorben sei.“

‚Wir waren einfache Zivilisten‘

Auf der Hühnerfarm der Familie Rehmano wurden 60.000 Tiere gehalten. Xalîd betont, dass es sowohl ihm als auch den Flüchtlingsfamilien, die auf seiner Farm arbeiteten, darum ging, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren: „Sie wussten, dass wir Zivilisten sind und keine Soldaten. Unsere Farm befand sich in Grenznähe und war ihnen bekannt. Trotzdem haben uns türkische Kampfjets bombardiert. Unsere Hühnerfarm wurde dem Erdboden gleichgemacht. Stellen Sie sich vor, eine Mutter schnappt sich ihre Kinder und beginnt zu flüchten. Es ist klar und deutlich, dass es sich bei ihr um eine Zivilistin handelt und bei ihren Kindern eben um Kinder. Aber Kampfjets nehmen die Verfolgung auf und töten sie.“

Das Gespräch ist kurdischsprachig über folgendes Video abrufbar: