Operation gegen IS in Camp Hol
Tausende Sicherheitskräfte führen seit dem frühen Morgen eine Operation gegen den IS im Flüchtlings- und Internierungslager Hol in Nordsyrien durch.
Tausende Sicherheitskräfte führen seit dem frühen Morgen eine Operation gegen den IS im Flüchtlings- und Internierungslager Hol in Nordsyrien durch.
Seit dem frühen Morgen findet eine Operation der Sicherheitskräfte von Nord- und Ostsyrien im 45 Kilometer östlich von Hesekê gelegenen Flüchtlings- und Internierungslager Hol statt. Die Maßnahme richtet sich gegen die steigende Organisierung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in dem Camp. An der Operation sind neben den Kräften der inneren Sicherheit die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) einschließlich ihrer Terroreinheiten und den Fraueneinheiten YPJ beteiligt, insgesamt sind Tausende Kräfte im Einsatz. Die internationale Koalition gegen den IS unterstützt die um vier Uhr Ortszeit gestartete Operation durch Luftüberwachung. Es wird davon ausgegangen, dass die Operation mehrere Tagen andauern wird.
Video: Mustafa Çoban
Das Internierungs- und Flüchtlingslager al-Hol gehört zu den gefährlichsten Orten der Welt und gilt als Symbol für die Verweigerung der Internationalen Gemeinschaft, Verantwortung für die IS-Familien zu übernehmen. Seit Jahresbeginn sind über vierzig Menschen in dem Camp ermordet worden. Das mit über 62.000 Menschen vollkommen überbelegte Lager, in dem sich neben Flüchtlingen zehntausende Familienangehörige von IS-Dschihadisten aus 52 Nationen befinden, ist längst außer Kontrolle. Die von den türkischen Angriffen gebeutelte Selbstverwaltung wird mit der Versorgung und Kontrolle des Lagers weitgehend allein gelassen, internationale Regierungen übernehmen nur in den seltensten Fällen Verantwortung für ihre Staatsbürger oder dessen Kinder. So kommt es nicht von ungefähr, dass das Lager als heimlich IS-Hauptstadt gilt und IS-Gesetze und Strafen auf brutalste Weise von Untergrundmilizen durchgesetzt werden.
Bei tausenden Bewohnerinnen und Bewohnern von Hol handelt es sich um IS-Anhänger oder ehemalige Mitglieder, die im Zuge der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen worden waren. Rund 93 Prozent aller Menschen im Lager sind Frauen und Kinder. Die Verhältnisse sind aufgrund der ausbleibenden Hilfe von der Staatengemeinschaft katastrophal, die medizinische Versorgung ist miserabel. Nur wenige Internierte sind bisher in ihre Heimatländer zurückgeführt worden.
Das Camp Hol beherbergt rund 27.000 Minderjährige, viele von ihnen sind Kinder von IS-Dschihadisten. Die Vereinten Nationen hatten im Januar vor ihrer Ausbeutung durch den IS gewarnt und die Herkunftsländer zur Rückführung aufgefordert. Der Chef des UNO-Büros für Terrorismusbekämpfung, Wladimir Woronkow, bezeichnete die Lage in dem Lager als eines der „dringendsten Probleme der heutigen Welt“. Die 27.000 Minderjährigen in Hol, viele von ihnen unter zwölf Jahren, blieben „gestrandet und ihrem Schicksal überlassen“ anfällig für die Ausbeutung durch den IS und seien dem Risiko einer Radikalisierung innerhalb des Lagers ausgesetzt. Die Verantwortung für sie liege nicht bei Syrien oder den Kräften, welche das Lager und andere Camps in der Region kontrollieren, sondern bei ihren Heimatländern.